1969 hat Matteo Thun Südtirol Richtung Mailand verlassen. Seiner einstigen Heimat muss dennoch Besonderes anhaften, wie wäre es sonst zu erklären, dass der Architekt und Designer immer wieder zurückkehrt.
1969 hat Matteo Thun Südtirol Richtung Mailand verlassen. Seiner einstigen Heimat muss dennoch Besonderes anhaften, wie wäre es sonst zu erklären, dass der Architekt und Designer immer wieder zurückkehrt.
Südtirol ist stark in seiner Tradition verhaftet und doch wandelt sich das Land. Wenn Sie ins Land kommen, welche Veränderungen nehmen Sie wahr?
Ich habe 1969 Südtirol verlassen und was übrig bleibt, ist ein Traumgebilde, das man im Laufe von 40 Jahren idealisiert und schön findet. Umso schwieriger ist die Konfrontation nach dieser langen Zeit – auch aus der Sicht als Architekt. Bedauerlicherweise gibt es Talschaften, die an ihre Grenzen stoßen. Dazu gehört das Grödnertal. Ich habe 16 Jahre in Wolkenstein verbracht und bin viel Flugdrachen geflogen. Früher konnte man überall landen. Heute geht das fast nicht mehr. Gröden ist tatsächlich sehr stark bebaut - von St. Ulrich bis Plan de Gralba.
Welche Facetten illustrieren für Sie ein modernes Südtirol? Gibt es moderne Architektur, die Sie fasziniert?
Ja, beispielsweise das MMM Messner Mountain Museum auf Schloss Sigmundskron.
Und wo genießen Sie das Klassische?
Immer wieder faszinieren mich die magische Architektur von Lois Welzenbacher in Dreikirchen, die Villa Settari, die Comici-Hütte am Fuss des Langkofels, und andere. An diesen Orten lebt der holistische Gedanke einer ganzheitlichen Architektur – die Bewegung in der Landschaft, das Skifahren, das Klettern, das Essen verschmelzen zu einer fabelhaften Einheit.
Aus der Sicht eines Designers: Welche Trends nehmen Sie in Südtirol wahr?
Umweltschutz ist ein Thema: Die Klimahaus-Agentur war zu Beginn eine sehr wichtige und interessante Initiative für Südtirol. Jetzt läuft sie Gefahr, in eine technische Sackgasse zu geraten. Die Komplexität der Zertifizierung ist zu hoch. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Zertifizierungen für jeden Gebäudenutzer nachvollziehbar sein sollten, daher die drei Nullen, mit denen ich arbeite: Null Kilometer, Null CO2, Null Müll.
Lassen Sie uns zu rudimentäreren Dingen kommen: Wo haben Sie zuletzt wirklich gut gegessen?
Im Vigilius Mountain Resort – in der Stube Ida.
Wenn Sie in der Region weilen, welche Kleinode und Besonderheiten versuchen Sie stets zu besuchen?
Wenn genug Zeit ist, fahre ich zu den Bauernhöfen von Tschögglberg, zwischen Jenesien und Hafling.
Eine kleine Rundfahrt durch Südtirol. Welche Stationen planen Sie ein?
Die Natur generiert die Qualität und nicht der Mensch. Und da sind wir bei der Hauptqualität Südtirols, den Dolomiten. Sie sind die schönsten Berge der Welt. Es gibt kaum einen Touristen, der das nicht bestätigen würde. Insofern sollte man ganz vorsichtig mit der Bautätigkeit in diesem Land sein! Wenn ich nach Südtirol fahre, geht es zuerst immer nach Bozen, um meinen Bruder Peter weiterzusehen. Gern nach Meran, um die Eigentümer des Vigilius Mountain Resorts und der Pergola zu treffen und die Gärten von Trauttmansdorff zu besuchen.
Welche Orte der Kunst in Südtirol suchen Sie immer wieder gerne auf?
Natürlich gehe ich immer wieder gerne ins Thuniversum in Bozen – auf den Spuren meiner Mutter.