Vis-a-vis eines niederländischen Renaissancebaus in der Altstadt von Wismar passiert moderne Kunst. Kristine Hamann führt hier ihre Galerie mit der Vision, Gegenwartskunst mit internationalen Berührungspunkten in der Provinz zu etablieren. Der Insiderei verrät sie ihre liebsten Bars, Restaurants, Spaziergänge und Buchten in und um Wismar.
Die Galerie von Kristine Hamann in Wismar reiht sich unter die renommiertesten in Deutschland. Ihre Räume gegenüber des Stadtgeschichtlichen Museums bespielt die Galeristin mit zeitgenössischer Kunst – vor allem Fotografie und Malerei – regionaler und internationaler KünstlerInnen. Kristine Hamann haben wir zu ihren Kunst-Tipps in Mecklenburg-Vorpommern befragt. Sie erzählt zum Beispiel begeistert von einer jungen Theatergruppe, die sie gerade beeindruckt und von interessanten Kunstvereinen, die sie in der Stadt gerne besucht. Außerdem verrät die Galeristin, warum sie im Sommer so gerne in der Kai Bar sitzt. Und befreundete KünstlerInnen oft im Restaurant Pfau trifft. Plus: ihr liebster Wanderweg von Wendorf nach Hoben. Dort spaziert sie nämlich am liebsten mit ihrem Hund und genießt die Weite. Mehr Tipps in Mecklenburg-Vorpommern findest du hier.
Kristine Hamann mit ihren Tipps in Wismar
Welche jungen, heimischen Talente haben dich zuletzt beeindruckt?
Ganz klar die Jauxis. Es sind mehr als 100 Jugendliche, die sich zu dem Verein Jauxi Entertainment e.V. zusammengeschlossen haben. Mit Leidenschaft, Fleiß, Liebe, Ehrgeiz und unter der Leitung von Anh Khoa Tran haben sie fast Unmögliches auf die Bühne gebracht. Es ist beeindruckend wie Anh Khoa Tran junge Menschen so hochgradig motivieren konnte, dass Shows entstanden sind, wo mir als kritischer Zuschauerin die Kinnlade herunterfiel. Dieser junge Mann, der mittlerweile in den Niederlanden an der Fontys School of Fine and Performing Arts studiert, hat mit den Mitwirkenden mehr als vier Eigenproduktionen im Theater Wismar (Bürgermeister-Haupt-Str. 14) aufgeführt und macht nun unermüdlich weiter mit Charity Shows für Black Lives Matter. Ich bin gerührt. Anh Khoa muss sehr auf sich aufpassen: da liegen Genie und Workaholic dicht beieinander. Aber nur so wird Großes daraus, fast ein Drama.
Ostsee modern: An welchen Orten erlebst du Wismar auch mal ausgeflippt und schrill?
Im Sommer bin ich gerne nach der Regatta in der Kai Bar. Je nachdem auf welche Bedienung ich dort treffe und wie lange ich bleibe, kann der eine oder andere Abend schon etwas bunter zugehen. Viele Dinge passieren natürlich eher im Privaten, aber auch nach einer Vernissage in meiner Galerie (Schweinsbrücke 11) fallen oft die Hemmungen und die Gäste singen Karaoke.
Welche Kunst-Schauplätze in und um Wismar gehören für dich zum Pflichtprogramm?
Natürlich die beiden Kunstvereine Galerie Hinter dem Rathaus und Wiligrad am Schweriner See (Wiligrader Str. 17) und selbstverständlich meine eigene Galerie (Schweinsbrücke 11). Das Stadtgeschichtliche Museum (Schweinsbrücke 6/8) gegenüber meiner Galerie macht auch gute Ausstellungen.
In welchem Lokal triffst du befreundete KünstlerInnen zu einem entspannten Mittagessen?
Ich gehe sehr gerne in den Pfau, um etwas zu besprechen. Dort gibt es mit Abstand den besten Mittagstisch und das Ambiente ist einfach klasse. Die Küche ist modern inspiriert. VeganerInnen und VegetarierInnen kommen hier ebenso auf ihre kulinarischen Kosten.
In welcher Bar in Wismar und Umgebung führst du am liebsten tiefgründige Kunst-Talks?
Zum Reden gehe ich sehr gerne ins Weinbüro, das ist ein kleiner Weinladen um die Ecke. Am Abend kannst du dort, nach Anmeldung und Absprache, wunderbare Verkostungen machen und nebenbei wird vom Weinfachverkäufer auf charmante Art unterhalten. Für mich der ideale Ort, um nach einer Vernissage mit meinen KünstlerInnen und KundInnen intime Gespräche zu führen und dazu guten Wein zu genießen. Ich schätze das sehr.
Auf welchen Rad- oder Wanderwegen in Mecklenburg-Vorpommern kennst du praktisch jeden Kieselstein?
Ich habe einen English Pointer, einen wirklich schnellen und lauffreudigen Jagdhund, der einen großen Radius hat. Für mich ist deswegen die Weite und die Abgeschiedenheit abseits von Straßen sehr wichtig. Ich liebe den Weg von Wendorf nach Hoben - ein ehemaliges Fischerdorf, mit seinen schönen, ursprünglichen Reetdachhäusern - weil er sich zwischen einer Meeres-Bucht und dem Feld befindet. Man kann diesen Weg auch wunderbar mit dem Rad fahren und dann weiter über das Dorf Zierow bis nach Wieschendorf fahren. Der Weg ist landschaftlich wunderschön.
Eine Lieblingsbucht, in der du dich im Sommer gerne mal für ein paar Stunden zurückziehst?
Ich mag eigentlich das offene Meer sehr gerne. Wenn ich aber mal ganz alleine sein möchte, dann fahre ich nach Hohen Wieschendorf, am Golfhotel entlang und komme dann an meine Lieblingsbucht. Es ist ein Naturstrand, am Abend hast du dort schönes Licht und der Hund kann laufen, ohne dass er jemanden stört. Außerdem habe ich in meiner Kindheit enorm viel Zeit dort mit meiner Mutter verbracht.
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