Lokal. Lecker. Lebenswert - so lautet das Motto von Ina Thyrolfs kulinarischen Stadtführungen durch Leipzig. Uns führt sie heute durch ihre ganz persönlichen Goldstücke in der Stadt.
Mit allerleipzig kann man allerhand entdecken und sich dabei die besten Köstlichkeiten der Stadt erlaufen. Ein dreistündiger Spaziergang führt Leipziger*innen und Gäste durch die Foodie-Hotspots verschiedenster Stadtviertel. Im Fokus der Genusstour: Regionalität, echtes Handwerk und guter Geschmack. Ina Thyrolf ist schon seit 2012 als kulinarische Stadtführerin in Leipzig unterwegs. Seit 2020 unter eigener Regie mit allerleipzig. Wo man sich in der sächsischen Messestadt am besten durchschlemmt, weiß sie also ganz genau. Mehr Tipps für Leipzig? Dann schau mal hier.
Leipzig mit der kulinarischen Stadtführerin
Was ist deine Lieblingsecke in Leipzig und warum?
Ich bin am südwestlichen Stadtrand in Knauthain aufgewachsen. Dort zieht es mich immer noch hin. Seit dem ersten Lockdown wieder viel häufiger, weil ich ja viel mehr Zeit hatte und die Natur für mich fester Bestandteil im Alltag ist. Es gibt dort die Wildnisschule von Mareen, den Schlosspark, ein großes Gestüt, einen engagierten Segelverein und einen Aussichtspunkt am Cossi (Bistumshöhe), der gleich über den Damm zu erreichen ist. Für mich ist das Urlaub vor der Haustür. Auch unsere Hündin Frieda kann dort nach Herzenslust stromern. Diese Art unterwegs zu sein, mag ich am liebsten. Sie entfacht ein Feuer in mir, lässt Gedanken entweder zu Ruhe kommen oder bringt sie ins Rollen. Wildnisschule Aeracura, Dieskaustr. 279, 04249 Leipzig
Welches Stadtviertel boomt momentan besonders?
West ja schon länger. Plagwitz ist in aller Munde. Lindenau, Leutzsch und Kleinzschocher ziehen nach. Ost mausert sich auch zunehmend. Neben der Eisenbahnstraße entwickeln sich die Ecken am Ostplatz und am Lene Voigt Park seit geraumer Zeit.
Auf den Genusstouren von allerleipzig führst du die Menschen zu deinen Lieblingslokalen in Leipzig. In welchem Lokal reservierst du privat immer wieder gerne einen Tisch?
Ein Stammlokal habe ich noch nie gehabt, dafür mag ich die Vielfalt und Abwechslung einfach zu sehr. Wohl fühlen kann ich mich besonders im Mein Leipzig, was zwar momentan nur Mittagstisch serviert, dafür aber absolut nicht überlaufen ist und ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Eine vegane Entdeckung ist das OUAI in der Münzgasse - eine Straße, die neben der immer hektischen Karli ein regelrecht verschlafenes Dasein führt, obwohl sie kulinarisch viel zu bieten hat. Ich mag sie sehr. Abends zieht es mich auch nach vielen Jahren noch ins Barcelona in der Gottschedstraße. Ganz besondere Momente genieße ich im Frieda oder Kuultivo. Mein Leipzig, Käthe-Kollwitz-Straße 71, 04109 Leipzig OUAI, Münzgasse 18-20, 04107 Leipzig Barcelona, Gottschedstraße 12, 04109 Leipzig Frieda, Menckestraße 48-50, 04155 Leipzig Kuultivo, Könneritzstraße 24, 04229 Leipzig
Wie sucht ihr die Lokale für eure Genusstouren aus?
Ich probiere sie meist mehrfach aus, um mich vom Geschmack und Servicegedanken zu überzeugen. Wenn es ein inhabergeführtes Lokal oder Geschäft in möglichst versteckter oder unscheinbarer Lage ist, mich das gewisse Etwas und die Geschichte dahinter verzaubert, müssen wir uns nur noch gegenseitig mögen und meine Arbeit muss willkommen sein. Dann passt schon alles.
Du legst bei Touren viel Wert auf Regionalität. Welche lokalen Produzent*innen kannst du da besonders empfehlen und warum?
Ich bin selbst mit Grünzeug aus dem eigenen Garten groß geworden. Einen geballten Überblick über hiesige Produzenten und Produzentinnen bekommt man auf dem Samstagsmarkt in der Halle von Thilo Egenberger. In Leipzig und seinem Umland haben sich in den letzten Jahren einige Solawis (Solidarische Landwirtschaft), Biogärtnereien und -Höfe etabliert. Besonders gern kaufe ich die Produkte von Mathias Schneider (Elbweiderind) und Richard Hagedorn (Ernte mich). Ihre Leidenschaft, Qualität und Arbeit hinter den Kulissen schätze ich sehr. Die Produkte schmecken danach. Aber das sind nur zwei von vielen anderen guten Beispielen. Egenberger Lebensmittel, Markranstädter Str. 8, 04229 Leipzig Hereford Elbweiderind Hofladen, Zum Rosengarten 1, 04288 Leipzig ernte-mich Bio-Hof, Größpösnaer Str.71, 04288 Leipzig
Wo lässt du den Tag am liebsten nach getaner Arbeit mit einen Afterwork-Drink ausklingen?
Zu Hause. Wenn es sich auswärts ergibt, dann meistens dort, wo ich gerade bin. Das kann im Röseling, in der Dankbar oder am Thomaskirchhof sein - mein Lieblingsplatz in der Innenstadt. Röseling, Karl-Liebknecht-Straße 58, 04275 Leipzig Dankbar, Jahnallee 23, 04109 Leipzig
Wo gehst du hin, wenn du mal Kraft und Energie tanken möchtest und warum?
Ganz neu entdeckt habe ich Franziska Wagner (achtsam-glücklich.de), die mit ihren Massagen alle meine Sinne erreicht. Ich versuche jede Hunderunde zum Energietanken zu nutzen. Dafür muss ich auch mitten in der Stadt einfach nur loslaufen und meine stillen Winkel im Rosental oder an der kleinen Luppe aufsuchen. Für Glücksmomente sorgt auch immer wieder ein Blick auf eins der Leipziger Gewässer, eine Wanderung in der Saale-Unstrut-Region oder im Muldental. Achtsam Glück(l)ich, Funkenburgstraße10, 04105 Leipzig
In welchem Lokal bekommst du dein Soul Food?
Ich liebe die Suppen von Karsten Reuter, der mit seinem Suppenfahrrad in Leipzig bekannt geworden ist und über viele Zwischenstationen jetzt wieder in Leipzig im Wullewupp kocht. Wullewupp, Karl-Heine-Straße 49, 04229 Leipzig
Wo shoppst du in deiner Gegend am liebsten?
Ich hole gerade einen lange schlummernden Traum aus der Schublade und fange endlich mit dem Nähen an. Dafür shoppe ich viele kleine Helferleins und Stoffe in dem tollen Laden Melonie von Melanie Lobstädt. Wenn ich spontan ein Geschenk brauche, werde ich immer im Vielfach auf der Karli oder im Bazar auf der Jahnallee fündig. Melonie, Käthe-Kollwitz-Straße 7-9, 04109 Leipzig Bazar Manufaktur, Jahnallee 4, 04109 Leipzig
Auf welchen Märkten kaufst du gerne Obst und Gemüse?
Naheliegend weil für mich immer am Wegesrand ist der Wochenmarkt in der Innenstadt. Nach Plagwitz zum Samstagsmarkt komme ich nur noch ganz unregelmäßig, weil ich da meistens mit meinen Gästen unterwegs bin. Die hiesigen Bioläden sind dann meine Alternative. Eine gute Auswahl an Äpfeln und Brot hat immer das Macis in der Innenstadt. Macis, Markgrafenstraße 10, 04109 Leipzig
FreundInnen kommen zu Besuch, was zeigst du ihnen abseits der Touripfade?
Ein Blick von oben, der muss sein. Am liebsten von der Peterskirche aus, das geht aber nur in Verbindung mit einer Kirchenführung und die werden nicht so oft angeboten. Alternativ vom Rathausturm, doch da muss man unbedingt schwindelfrei sein, der Turm ist innen hohl und man geht eine Art Wendeltreppe an der Innenwand hoch. Gern werfe ich einen Blick in die Albertina, sie beeindruckt mich architektonisch immer wieder aufs Neue. Gleich nebenan kann man im historischen Sitzungssaal des „Dimitroff“ (Bundesverwaltungsgericht) als Alternative zum Gewandhaus für kleines Geld Klassik- oder Jazz-Konzerten lauschen. Eine Rad- und Paddeltour durch den über 40 km langen Auwald mit einem Abstecher zur Villa Hasenholz darf nicht fehlen. Und Zeit zum Treiben lassen muss immer sein.
Welches Hotel in Leipzig empfiehlst du deinen FreundInnen?
Bis auf das Marriott kenne ich kein einziges Hotel persönlich von innen. Ich habe da mal ganz kurz gearbeitet als es eröffnet wurde. Ich habe aber nur Gutes vom Hotel Fregehaus gehört. Das würde ich dann wohl empfehlen. Hotel Fregehaus, Katharinenstraße 11, 04109 Leipzig
Wo gehst du gerne zum Brunchen hin und warum?
Das Fela und die Villa Hasenholz sind Adressen, die mir dazu einfallen. Brunch ist aber nicht so ganz mein Ding, viel zu viel zu essen. Da ziehe ich immer ein à-la-carte Frühstück vor. Durch unseren jüngsten Spross sind wir in den letzten Jahren selten auswärts frühstücken gewesen. Fela, Karl-Liebknecht-Straße 92, 04275 Leipzig Villa Hasenholz, Gustav-Esche-Straße 1, 04179 Leipzig
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