In Donaueschingen in Baden-Württemberg entspringt die Donau. Hier leitet Simone Jung das Museum Biedermann, ein sehenswerter Ort für internationale, zeitgenössische Kunst.
In Donaueschingen in Baden-Württemberg entspringt die Donau. Hier leitet Simone Jung das Museum Biedermann, ein sehenswerter Ort für internationale, zeitgenössische Kunst.
Donaueschingen zählt rund 20.000 Einwohner. Wo ist die Stadt ganz weltstädtisch, wo eher rural?
Hier in Donaueschingen treffen „Weltstädtisches“ und „Ländliches“ eigentlich ständig und somit auch schon wieder ganz selbstverständlich aufeinander. Ländlich darf dabei aber nicht mit „provinziell“ verwechselt werden. Ich persönlich finde diesen Zusammenprall ganz angenehm. Das heißt, es wird vieles geboten, aber vieles ist auch entspannter als in einer größeren Stadt.
Was ist brandaktuell in Donaueschingen?
Zurzeit ist die Neugestaltung des sogenannten Residenzviertels in Donaueschingen in vollem Gange, mit einer Umgestaltung und neuen Pflasterung der Straßen und Fußgängerwege. Ich finde auch den Zugang an das Ufer der Brigach durch eine terrassenartige Gestaltung mit schönen, bequemen Sitzstufen sehr gelungen, das ist ein nettes Plätzchen im Sommer! Auch die historisch gefasste Donauquelle wird komplett saniert und mit einem modernen Aufzug besser zugänglich gemacht.
Sie leiten das Museum Biedermann. Wo genießen Sie selbst gerne Kunst?
Natürlich halte ich mich am meisten im Museum Biedermann selbst auf und genieße nach wie vor die besondere Atmosphäre des schönen Gebäudes und die Möglichkeiten, dort immer wieder neue Ausstellungen zeitgenössischer, internationaler Kunst zusammenstellen zu können. Aber die Region Schwarzwald-Baar ist insgesamt ganz spannend, was Kunst und Kultur anbelangt. Deshalb haben wir auch gemeinsam mit einigen anderen Kunstinstitutionen einen kleinen Führer herausgegeben: „Kunst der Gegenwart in der Region Schwarzwald Baar und Heuberg“. So findet man etwa in unmittelbarer Nachbarschaft hier in Donaueschingen die „Fürstenbergischen Sammlungen“ (Am Karlsplatz 7) und „Fürstenberg Zeitgenössisch“, in Rottweil die „Kunststiftung Hauser“ (Saline 36) und das „Forum Kunst Rottweil“ (Friedrichsplatz), in St. Georgen die „Sammlung Grässlin“ (Museumstraße 2), dann die Städtischen Galerien in Schwenningen (Friedrich-Ebert-Straße 35) und Tuttlingen (Rathausstraße 7) und das Stadtmuseum in Hüfingen (Nikolausgasse 1), wo auch immer wieder sehenswerte Ausstellungen zeitgenössischer Kunst präsentiert werden. Ja - und Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, der Bodensee und damit Österreich und die Schweiz sind ja auch nicht weit von Donaueschingen entfernt.
Was bringt Sie in Donaueschingen immer wieder zum Staunen?
Mit rund 20.000 Einwohnern ist Donaueschingen nicht allzu groß, aber ich empfinde die Menschen hier als sehr entspannt, kulturell interessiert, weltoffen und zugleich sehr aktiv. Das hängt sicher auch wesentlich mit der Geschichte der Stadt als Residenzstadt zusammen. Es finden hier auch immer wieder überregional bekannte und besondere Veranstaltungen auf absolut hohem Niveau statt, wie etwa die Donaueschinger Musiktage (2015:16.-18.10.), ein Festival für zeitgenössische Musik, oder das internationale S.D. Fürst Joachim zu Fürstenberg-Gedächtnisturnier, eines der traditionsreichsten Reitturniere Europas (2015: 17.-20.9.). Diese Veranstaltungen ziehen auch andere gelungene Veranstaltungen nach sich, wie das immer im Frühjahr stattfindende Festival HörBa(a)r oder >>die neue Reihe<< mit Jazzmusik. In diesem Jahr hat erstmalig das „upgrade“ als Ergänzung zu den Musiktagen stattgefunden, das sich vor allem an eine jüngere Generation richtet. Und natürlich nicht zu vergessen im Winter die Fasnet (Anm. Fastnacht), unter anderem mit dem großen traditionellen Fasnet-Umzug durch die Stadt.
Sie leben hier am Ursprung der Donau. Wo begeistert Sie da die Natur?
Ich lebe jetzt seit sechs Jahren in Donaueschingen und hier ist überall und in unmittelbarer Nähe wunderschöne Natur. Sei es zum Radfahren, etwa am Donauradweg in Richtung oberes Donautal, beim Wandern, beispielsweise in der Wutachschlucht, am Feldberg oder am Herzogenhorn, beim Schwimmen im Riedsee bei Donaueschingen oder im Kirnbergsee bei Bräunlingen. Aber auch im Winter beim Skifahren oder Langlaufen - es gibt viele Möglichkeiten. Wer also Natur, Kunst und Kultur verbinden mag, der ist hier genau richtig.
Wie haben Sie Ihren letzten freien Tag verbracht?
Da habe ich zunächst ein ausgiebiges Frühstück draußen in der Sonne auf dem Platz am Hanselbrunnen genossen und bin danach mit dem Fahrrad durch den Schlosspark zum nahegelegenen Riedsee zum Schwimmen gefahren.
Beobachten Sie auf den Straßen der Stadt einen bestimmten Trend?
Gerade jetzt im Sommer strahlt das Städtchen einen ziemlich entspannten, fast südländischen Flair aus. Die Leute sitzen viel draußen auf den Plätzen vor den Cafés, Eisdielen und Restaurants. Es sind viele Touristen und Radfahrer unterwegs, im Park geht man spazieren oder joggen und regelmäßig hört man dort den hiesigen Dudelsackspieler auf seiner Pipe.