Rembrandts Selbstportraits gaben den Ausschlag für die Karriere von Nicholas Todhunter. Einem Portraitmaler, der in Florenz gelernt hat und heute in Venedig lebt. Tizian, Veronese und Tintoretto sind die großen Fußstapfen, in die er treten möchte. "Sie waren die Ersten, die lebensgroß gemalt haben".
Was ist neu in Venedig?
Unbedingt anschauen sollte man sich das frisch restaurierte Tizian-Bild "The Pesaro Madonna" in der gotischen Franziskanerkirche Santa Maria Gloriosa dei Frari. Zwei Jahre lang war es vor der Öffentlichkeit verborgen. Sehenswert ist auch das Altarbild "Assumption of the Virgin" von Tizian. Außerdem ist der Maler in dieser Kirche begraben. Ferner: Die Gallerie dell'Accademia (Campo della Carità 1050) bekam einen neuen Flügel, der in Kooperation mit Samsung mit der neuesten Technologie ausgestattet wurde. Mein Freund Toto hat ihn zusammengestellt.
Venedig ist ein Open-Air-Museum. Welcher Ort begeistert Sie besonders?
Das Kunstmuseum Scuola Grande di San Rocco mit den Gemälden von Tintoretto. Was daran, abgesehen vom unglaublichen Geschick des Malers, offensichtlich ist, ist der Realismus. Fast könnte man in die Gemälde hineingehen, dort über den karierten Boden wandern, über die Treppe hinauf, durch die beleuchtete Türöffnung. In der Kunst des Mittelalters und der Zeit davor sieht man solch Darstellung des realen Raums normalerweise nicht. Tinorettos Werk "Cruxifiction" in der letzten Kammer des Museums ist das vielleicht großartigste Bild aller Zeiten. Es war auch das Lieblingsbild von Diego Velazquez, dem großen spanischen Meister.
Wo in Venedig kann man Ihre Kunstwerke sehen?
Im Hotel Cima Rosa und im Palazzo Duodo. Und in meinem Atelier, das von oben bis unten voll davon ist. Weil ich Portraitkünstler bin, hängen meine Bilder hauptsächlich in privaten Palazzos. Einschließlich Tizians früherem Haus, wo jetzt Kunden von mir leben.
Wohin gehen Sie, wenn Sie den Touristenmassen entkommen möchten?
Ich lebe im untouristischen Viertel San Stae, das ein sehr venezianisches Gefühl vermittelt. Hier arbeite ich in meinem Studio und schaue auf den Canale Grande.
In welchem Restaurant sind Sie Stammgast?
Das einzige Restaurant, das ich je frequentiere, ist die Trattoria della Madonna neben der Rialtobrücke. Dessen Wände sind voll von verrückten Gemälden, das Essen ist echt venezianisch. Ich male gerade ein Portrait des Besitzers, das dann im Hauptraum aufgehängt wird.
Ihre Lieblingsbar, um Freunde zu treffen?
Die Osteria Alla Bifora am Campo Santa Margherita ist mein Lieblingsplatz, um guten Wein zu trinken und Freunde zu treffen. Hier isst man Platten mit kleinen Snacks (Käse, Fleisch, Fisch) als Weinbegleitung. Die Einrichtung erinnert mich an eine alte Taverne im 17. Jahrhundert. Gegenüber ist eine Bar namens Margaret DuChamp. Wenn ich ein Pint Guinness will, gehe ich dorthin.
Welches Hotel empfehlen Sie uns?
Das Cima Rosa Hotel, ein charmantes kleines Hotel, das wunderschön gestaltet ist und sehr persönlichen Service bietet. Es gehört Freunden von mir und fühlt sich wie ein Zuhause an.
2017 ist ein spannendes Arbeitsjahr für Sie. Erzählen Sie uns, welche Projekte anstehen!
Ich zeige bei der La Biennale di Venezia im Mai. Außerdem reise ich nach Beirut, um dort für das Straßenkunstprojekt "Rise" zu malen. Ebenfalls geplant ist eine Reise nach Bali, wo ich an einem TV-Piloten über den Künstler Caravaggio schreiben werde. Sein Leben habe ich auf Recherchetrips durch die ganze Welt erkundet. Abgesehen davon pendle ich zwischen London und Venedig und arbeite an neuen Werken.