Insider Berlin: Marina Hoermanseder

Lady Gaga ist nur die glamouröseste Kundin. Mit ihrer Mode zwischen Fetisch, Orthopädie und Eleganz erobert Marina Hörmanseder derzeit nicht nur den Design-Himmel über Berlin, wo sie lebt.

von unseren Korrespondenten
3. Mai, 2016

Lady Gaga ist nur die glamouröseste Kundin. Mit ihrer Mode zwischen Fetisch, Orthopädie und Eleganz erobert Marina Hoermanseder nicht nur den Design-Himmel über Berlin, wo sie lebt.

Weshalb haben Sie, abgesehen von ökonomischen Überlegungen, Berlin als Ihre Stadt gewählt?

Ich habe mir während des Studiums an der Modeschule Esmod in Berlin ein so wunderbares Netzwerk an kreativen und tollen Menschen aufgebaut, sodass die Frage, wo ich mein Label gründe, schnell beantwortet war. Aufgrund meines Wirtschaftsstudiums habe ich schon in mehreren Städten der Welt gelebt. Berlin hat für mich die großartigsten Plätze. Meine Gedanken schweifen irgendwie freier und ich kann meinen Inspirationen freien Lauf lassen. Zudem habe ich immer mehr das Gefühl, dass der Nährboden und vor allem der Zusammenhalt junger Kreativer in Berlin ein ganz besonderer ist.

ESMOD Berlin
Görlitzer Straße 51

Welche Trends und Entwicklungen, Besonder- und Eigenheiten der Stadt wecken Ihr Interesse?

Als Wienerin war ich im Streetstyle-Bereich ein sehr traditionsträchtiges und klassisches Stadtbild gewohnt. Es ist immer wieder schön, in Berlin Menschen auf der Straße zu sehen, die mich mit neuen Kombinationen, Farben und Kleidungsstücken inspirieren und meinen Horizont erweitern. Es sind ein paar schräge Vögel unterwegs, die das Image dieser Stadt um vieles bunter und kreativer machen. Man hat das Gefühl, in Berlin ist alles erlaubt. Dennoch muss ich zugeben, dass es auch manchmal eine Freude ist, nach Wien zu kommen und die jungen Herren beim Ausgehen in Hemd und Sakko statt im grünen Parka zu sehen. Es ist vor allem der Sommer in Berlin, der mich nicht mehr losgelassen hat. Diese Vielfalt an jungen Menschen, die aus jedem frei zugänglichen Platz einen Ort des Beisammenseins, des Chillens und des kreativen Austausches schaffen.

Auf der Berliner Fashion Week wurde Ihre Kollektion bejubelt. Wo in der Stadt setzt man sich ganzjährig mit Mode auseinander?

In meinem Fall hauptsächlich in meinem Atelier. Aber wie schon gesagt, die Berliner Straßen dienen oftmals als kleiner Catwalk für viele wagemutige Fashion-Victims.

Sie legen großen Wert auf Verarbeitung, Handarbeit und die Qualität Ihrer Arbeiten. Welchen Firmen trauen Sie zu, Ihre Entwürfe umzusetzen?

Daran arbeite ich gerade. Es ist nicht leicht, seine Kreationen und Ansprüche an Dritte weiterzugeben. Daher habe ich mich auf Produktionsstätten konzentriert, die erstklassige Qualität liefern und bereits für renommierte Häuser herstellen. Dennoch ist es für mich eine Herausforderung, da ich alle Produktionsstätten persönlich besuche, um die Prototypen anzuschauen und die Qualität zu prüfen. Da wird auch das eine oder andere Mal etwas dreimal gemacht.

Die markante Formensprache Ihrer Entwürfe begeistert Stars und Kritiker. Der Stylist von Lady Gaga bestellte zuletzt bei Marina Hörmanseder. Welche Modelabels begeistern Sie?

Alexander McQueen war für mich schon immer ein Genie. Dass ich einmal für ihn arbeiten darf, hätte ich mir nie vorstellen können. Nach meinem Praktikum dort ist dieses Unternehmen für mich die größte Motivation, weiter zu machen. Auch Alexander McQueen erschuf seine ersten Kollektionen in einer Garage in East London mit Freunden. Das gibt Kraft und vor allem den Glauben, dass es möglich ist. Auch die Kreationen von Azzedine Alaïa begeistern mich, da sie mit Handwerk und Kreativität imponieren. Die progressive Schnittführung von Yoshi Yamamoto ist etwas, das ich mir stets versuche, beizubringen.

Azzedine Alaïa

Welche Berliner Läden besuchen Sie häufig?

Man findet mich häufig bei "Made in Berlin" (Friedrichstraße 114A) herumwühlen. Das Budget reicht meist nicht aus, aber bei Andreas Murkudis “einfach nur herumschauen”, erfreut das Modeherz ebenso. Ich spaziere gerne durch die Mulackstraße und die ganze Ecke bei den Hackeschen Höfen. Ich mag kleine Conceptstores, wo die Verkäufer stets bemüht sind, freundlich zu sein und einem die neuesten Sachen zeigen. In diesen Läden möchte ich als Designerin auch hängen. Und zwar lieber als in einem kommerziellen Riesenladen, wo die Beratung und der persönliche Bezug zu den Kunden nicht gegeben ist.

Andreas Murkudis
Potsdamer Straße 81E

Wo hatte Berlin zuletzt einen überraschenden Moment?

Gestern am Tempelhofer Feld – zwar wenig überraschend, dass so viele Menschen bei den ersten Sonnenstrahlen rauskommen, aber umso überraschender, auf diesem riesigen Areal zufällig Freunde zu treffen. Diese Momente gibt es häufig. Berlin ist zwar geographisch riesengroß, aber in Wahrheit auch nur ein Dorf. Allerdings kein potemkinsches. Hinter der Fassade ist es noch großartiger!

Tempelhofer Feld
Tempelhofer Feld

Wo haben Sie Ihren Fashion Week-Erfolg gefeiert?

Auf meiner Aftershowparty im RAW-Gelände. Den Sonntag darauf habe ich beim Ballspielen mit meinem Hund im Park am Humboldthain verbracht.

RAW Tempel
Revaler Straße 99

Gibt es einen Koch, den Sie besonders gerne besuchen?

Nicht nur aufgrund der kulinarischen Köstlichkeiten, sondern auch der Location wegen gehört das Volt im Umspannwerk, in dem Matthias Gleis den Kochlöffel schwingt, zu meinen absoluten gastronomischen Highlights in Berlin.

Volt
Paul-Lincke-Ufer 21

Berlin als Hotspot der Clubkultur. Welche Orte der Nacht besuchen Sie?

Ehrlich gesagt, wenn ich nachts nicht arbeiten muss, bin ich froh, einfach nur schlafen zu können. Wenn ich mich dennoch zum Ausgehen überreden lasse, dann findet man mich meistens in der Odessa Bar oder in der Kreuzberger Kneipenszene. Ein Bierchen in der Küche von Freunden kann allerdings keine Bar der Welt ersetzen.

Neue Odessa Bar
Torstraße 89

Und welche Cafés schätzen Sie zwischen Morgengrauen und Sonnenuntergang?

Ins Haus am See gehe ich gerne zu jeder Tages- und Nachtzeit. Hier sitze ich oft mit meinem Laptop zu Recherchezwecken. Da bin ich gedankenfrei, sitze in der Bibliotheksgalerie oben und lasse mich auf Blogs und von dem ganzen Rundherum inspirieren. Die Paris Bar in der Kantstraße ist auch ein kleiner Rückzugsort für Inspirationen sowie das Café Reza am Nollendorfplatz. Ebenso schätze ich die Cafés am Helmholtzplatz. Man hat das Gefühl, dort ist immer Sonntagsstimmung. Berlin hat so viele schöne und interessante Ecken, dass es mir schwer fällt, Lieblingscafés auszusuchen.

Mein Haus am See
Brunnenstraße 197-198

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