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c Janina Lebiszczak

Mit dem Hausboot in Brandenburgs Wasserreich

Die große Freiheit? Oder doch wie Camping am Wasser? So oder so: Urlaub mit dem Hausboot verspricht jede Menge Abenteuer, führerscheinfrei. Wir haben mit einer „Riverlodge“ die Wasserstraßen und Seen von Brandenburg erobert.

Janina Lebiszczak
14. September, 2023

Eigentlich ist es ein schwach motorisiertes Floß, auf dem ein Tiny House Platz findet. Die Riverlodge von „Kuhnle Tours“ bietet auf knapp 10 Metern Paaren, Freund:innen und kleinen Familien genügend Platz um sich nicht gegenseitig zu zerfleischen. Das „Febomobil 990“ verfügt über lichtdurchflutetes Wohnzimmer samt Mini-Küche, ein Bad mit Toilette und Dusche, ein Schlafzimmer, eine Dachterrasse und eine Veranda auf der zwei Räder, ein Esstisch samt Grill, ein SUP und jener Mensch Platz finden, der das Teil steuert. Einsteigerfreundlich und easy, heißt es. Hand aufs Ankerherz: Wer das Steuerrad lenkt, lenkt viel, vor allem bei starker Strömung, Wellen oder viel Verkehr. Und das Anlegen in engen Häfen oder vor Gasthäusern ist vor allem anfangs eine Challenge für sich. Ein bisserl behäbig, aber dafür bedienerfreundlich und bequem – auf diesen Deal lässt man sich als Landratte mit See-Sehnsucht gerne ein. Einmal so wie Huckleberry Finn fühlen oder wie Pippi Langstrumpf auf großer Fahrt – Hausboote haben die Kindheitsträume und die Fantasie vieler Menschen geprägt. Ich kann nur sagen: Zu Recht. Leinen los, ich nehme euch mit auf eine Reise, die vielleicht als Inspiration für den nächsten Urlaub dienen wird.

Lies auf jeden Fall die 7 Tipps für Hausboot-Einsteiger!

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Hausboot auf einem See mit einer Stadt im Hintergrund
Logbuchtagebucheintrag #1: Alles neu, alles anders

Der ÖBB Nightjet  bringt uns sicher und sanft nach Berlin, Frühstück im Bett inklusive. Und hier auch gleich der erste Tipp: Wer sich dazu entschließt auf umweltfreundliche Mobilität zu setzen, ist mit dieser Idee selten allein – speziell zu den Ferienzeiten. Eine rechtzeitige Reservierung ist dringend zu empfehlen, denn die Anreise mit dem Zug entschleunigt nicht nur gleich zu Beginn, sie liegt – wie in unserem Fall – auch meistens auf der Hand: Vom Hauptbahnhof Berlin gelangt man mit S-Bahn in knapp 25 Minuten nach Zeuthen, mitten hinein ins Dahme-Seenland Brandenburgs. Das Wander- und Wasserparadies  südöstlich der deutschen Hauptstadt ist unser Heimathafen – und wir dort erstmal überfordert. Liegt es am Nieselregeln, am Vollmond, an der technischen Einweisung oder an den vielen, vielen Regeln, auf die man als Kapitän:in achten muss? Bevor wir die Charterbasis verlassen, wird im Ausnahmezustand erstmal der örtliche Supermarkt geplündert. Drei verschiedene Salatdressings zeugen von nachhaltiger Verwirrung, das Salz glänzt dafür durch Abwesenheit und warum in Gottes Willen haben wir kein Bier, aber dafür lieblichen Rotwein gekauft?

Anyway - Leinen los! Kuhnle Tours hat uns zwar mit einem Törnplaner und reichlich Tipps zu Routen, Gastronomie und Anlegestellen versorgt, aber an Bord herrscht Anarchie. Erstmal ordentlich verfahren, ist das Motto der Stunde. Vorab in Ruhe informieren? Korrektes Kartenlesen? Ach was: Learning by doing. Nichts, was ich dir unbedingt empfehlen kann – eine gute Vorbereitung schont sicherlich die Nerven. In der ersten Schleuse liege diese blank, danach die Erkenntnis: wir sind zu weit gefahren, außerdem wird es bereits dunkel. Und legen mit erneut angespanntem Nervenkostüm in der Marina Zersdorf an. Wie bereits in der Schleuse „Neue Mühle“ hilft uns der gute Geist der Motorjacht „Anka“ beim Hineinmanövrieren. Danke, unbekannter Berliner, der mit seiner Frau bereits seit vier Monaten zwischen Deutschland, Holland und Frankreich herumschippert. „Büsschen üben“, so lautete sein wohl gemeinter Ratschlag. Aber das geht eben nur so richtig, wenn man mal am Wasser ist.

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Hausboot am Wasser
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Hausboot Luke Blick
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Logbuchtagebucheintrag #2: Der Eishauch der Geschichte

Gleich nach dem Sonnenaufgang – na gut, sagen wir: gegen acht Uhr morgens – befördert der Hafenmeister das Febomobil (im Folgenden „Angry Strawberry“ genannt, da es mit riesigen roten Werbe-Erdbeeren beklebt ist und während unserer Reise so manchen erzürnte) aus der Marina. Man könne sich umparken – das Wetter ist prächtig und der Andrang an Booten jeglicher Größenordnung ist an diesem Freitag groß. Oder man könne weiterreisen - also geht es Richtung Blossin. Die Dahme-Wasserstraße führt auf 26 Kilometern durch die den Bundesländern Berlin und Brandenburg und verläuft durch den Zeuthener See, Krüpelsee und Dolgensee bis in die Nähe von Prieros, das eigentlich auf der To-Do-Liste steht, aber niemals erreicht werden wird. Vor Autobahn und Schienennetz diente sie wie viele andere Wasserstraßen auch dem Transport von Waren aller Art, eine erste Stauanlage für eine Wassermühle wurde bereits 1478 erwähnt. Und siehe da: Eben diese war unser Angstgegner vom Vortag. Mit dem Eishauch der Geschichte im Gesicht wird wild geankert – und gegrillt. An Bord der „Angry Strawberry“ befindet sich ein Tischgrill, jetzt kommt zum ersten Mal das berühmte Huckle Berry Finn-Feeling auf.

Tatsächlich hat die Gegend etwas vom berühmten Mississippi Delta: Mal in engen, stillen Kanälen vom dichten Grün gesäumt, mal auf breiteren Wegen gespickt mit bunten Häuschen bewegt man sich dahin oder legt an, wo es gefällt (und erlaubt ist). Ab und zu grüßen die Fischer, ab und zu winken die Menschen von ihren Booten herüber, sonst ist hier nicht viel los. Und das ist gut so. Nach Steak und Salat fordert eine Schwanenfamilie fauchend Tribut, auch sie haben ein Mittagessen verdient. Ich setze mich aufs Sonnendeck, lasse mich sanft schaukeln und von der Schönheit der Umgebung berauschen. Das Leben wird langsam. Und bei 15 km/h Spitzengeschwindigkeit verläuft auch die Weiterreise nicht gerade rasant. Viel Zeit zum Schauen und Genießen. Dementsprechend entschleunigt (und bereits um einiges selbstsicherer) wird schließlich im Hafen Blossin geankert.

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Hausboot am Wasser
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Hausboot am Wasser mit Grill
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Logbuchtagebucheintrag #3: Auch das Landleben ist schön!

Was für ein Sonnenaufgang (diesmal ein echter, ganz in Pink gehalten) über dem spiegelglatten Wolziger See. Der ist prominenter Bestandteil der gut 33 Kilometer langen Bundeswasserstraße Storkower Gewässer. Nicht sonderlich tief (13 Meter), aber ziemlich groß (579 Hektar) und sehr, sehr alt, sprich in der Eiszeit entstanden und damit Teil des Berliner Urstromtals. Der Hafen Blossin allerdings ist topmodern und bietet nebst allerlei Annehmlichkeiten sowie einem fast penetrant großen Sportangebot auch Sandstrand. Und da alle noch zu schlafen scheinen, möchte ich gerne frühschwimmen. Wie die Göttin mich schuf. Nur: Die örtliche Tai Chi-Gruppe ist schneller als ich, was eigentlich nicht in der Natur der Sache liegt und belagert das Ufer. Also schwinge ich mich aufs Rad und erkunde den Naturpark Dahme-Heideseen.

Dichte Kiefernwälder, heimelige Häuschen und Heiden – ein Urlaub wie damals. Quellen, Moore, Täler, Hügel, Dörfer und Städtchen, spannend und vielfältig – sogar zu Land scheint hier die Zeit langsamer zu fließen. Lunch gibt’s in der berühmten „Fischerei am Wolzinger See“. Ich entscheide mich für Wels aus dem Wurzelsud mit Salzkartoffeln, also quasi Krenfleisch, nur eben fischig – ein Gedicht, dazu Grauburgunder. Den Rest des Tages bleibt das Erdbeerboot im Hafen, das süße Nichtstun wird nur kurz unterbrochen. Nein, das bereitgestellte SUP ist nichts für mich, die quasi ohne Gleichgewichtssinn geboren wurde. Ich kann es nicht und will es auch nicht lernen. Die Wassertemperatur des Sees liegt übrigens bei 20 Grad – für mich als „Donauweibchen“ äußerst angenehm und über die Außenleiter gelangt man schnell wieder auf trockenen Boden.

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Hausboot am Wasser Blick auf Villa am See
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Hausboot am Wasser
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Logbuchtagebucheintrag #4: Wasser, Wind und Wellen

... und damit die letzten Stunden am Hausboot. Der Benzintank ist fast leer, Wasser wird knapp und jenes Behältnis, das sammelt, was den Weg allen Irdischen gehen muss, dafür bedrohlich voll. Keine Ahnung wie es wäre, wenn ich mich nun um all das kümmern müsste – ich bin schon mit dem täglichen Ablauf gut gefordert. Deshalb habe ich am Ende meines Reiseberichts ein paar hilfreiche Tipps für dich zusammengestellt – also falls dich der Zauber einer Hausbootreise bereits in Bann geschlagen hat. Jetzt geht den ganzen Weg retour bis nach Zeuthen zur Charterstation, unterbrochen von einem sonnenverwöhnten Snack auf der Terrasse der „Villa am See“. Nur 45 Minuten vom Brandenburger Tor entfernt, liegt sie im Hafen von Wildau, das ehemalige Ruderhaus mit idyllischer Lage wurde vor kurzem komplett renoviert. Ich bekomme hier sogar sonntags frisches Brot – denn das ist auch schon lange alle. Abends – bevor ich mich von „Angry Erdbeer“ trennen muss – proste ich bei einem Glas des mittlerweile liebgewonnen lieblichen Rotweins Wasser und Wellen zu, und genieße in aller Stille pure Natur. Denn das Leben ist ein Fluss, der fließen muss. Lass ihn fließen. Ahoi!

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