Bild: Insidertipps Leipzig von Claudia Biehne, c Stefan Passig
Leipzig
Insidertipps Leipzig: Claudia Biehne
Claudia Biehne geht in ihrem Porzellanatelier in der Baumwollspinnerei neue Wege. Das Material stellt sie in ungewohnten, organischen Formen dar. Zum Beispiel als korallenartige Skulptur. Im Interview spricht sie über unentdeckte Radwege rund um Leipzig, ihre liebsten Lunch-Lokale, Hotspots in Plagwitz und eine ganz besondere Bar.
Die Künstlerin Claudia Biehne arbeitet mit Porzellan. Ihr Atelier liegt im künstlerischen Herzen von Leipzig, der alten Baumwollspinnerei im Stadtteil Plagwitz. Im Haus 10, dem ehemaligen Verwaltungsgebäude finden sich ihre formenreichen Werke.
Was sie an der Stadt in Deutschland so liebt? Die Nähe zu Wald und Wasser und das umfangreiche Kulturangebot. Sie unternimmt gerne Touren mit dem Fahrrad, zum Cospudener See etwa und schaut bei einem Bummel durch die Innenstadt im Grassi Museum vorbei. Diese und viele andere Tipps in Leipzig, verrät sie dir hier.
Tipps in Leipzig
An welchen Orten traut sich Leipzig gerade anders zu sein?
Über das Jahr verteilt gibt es viele Festivals. Die Spanne reicht da vom Bachfest über das Tanz- und Theaterfestival Euro-Scene bis hin zu Europas größtem Wave-Gotik-Treffen. Auch die Fülle an kleinen Spielstätten ist positiv Puls aktivierend: Das Figurentheater im Westflügel zum Beispiel mit seinen faszinierenden Darbietungen. Das Theater Pack (Kohlgartenstr. 51), das so klein ist, dass du glaubst, bei den SchauspielerInnen mit auf der Bühne zu sitzen. Oder das UT Connewitz (Wolfgang-Heinze-Straße 12 a) – eine der besten Konzertspielstätten der Stadt.
Welche jungen DesignerInnen in Leipzig begeistern dich total?
Wer im Herbst gerade zum richtigen Zeitpunkt in unserer Stadt ist, sollte es nicht verpassen, zu den gleichzeitig stattfindenden Messen Designers Open und Grassimesse (grassimesse.de) zu gehen. Die Auswahl an tollen DesignerInnen ist ungeschlagen.
Du nennst deine Porzellankunst „Luxus für den Alltag“. In welchem Restaurant in Leipzig gönnst du dir ab und zu ein bisschen Luxus?
Der große Luxus in Leipzig besteht an der unendlich großen Anzahl an Restaurants, die über die ganze Stadt verteilt sind. Mir fällt dabei ein, dass ich lange nicht im Zest (Bornaische Str. 54) war, wo du entschleunigt sehr ästhetische, vegane Kreationen serviert bekommst. Oder im Chinabrenner in Plagwitz, der unter Leitung von Thomas Wrobel authentischen Geschmack nach Vorbild einer kleinen, inzwischen nicht mehr existierenden Garküche in Chengdu in die Schüsseln zaubert.
Wo schnappen sich du und dein Partner Stefan Passig ein gesundes, gutes Mittagessen in der Pause?
Abgesehen von den diversen Kantinen in der Baumwollspinnerei oder beispielsweise dem Wullewupp (Karl-Heine-Str. 49), dem Kartoffelfräulein (Karl-Heine-Str. 68) und dem Geschmackssache (Engertstr. 34) – alle im Stadtteil Plagwitz – wissen wir die Kantine der Kirow-Werke sehr zu schätzen. Sie liegt etwas versteckt im Stadtteil Neulindenau. Hier wurde einer der letzten Entwürfe des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer in Form eines kugelartigen überhängenden Anbaus auf technisch anspruchsvollste Weise realisiert.
In welcher Bar in Leipzig fühlst du dich besonders wohl?
In der warmen Jahreszeit im Café Heiter bis Wolkig. Es liegt auf meinem Weg vom Atelier nach Hause. Das kleine Areal mit Bauwagen und Sitzgelegenheiten unter freiem Himmel lässt viel Platz für schöne Gedanken. Um die Musik kümmert sich ein DJ und gelegentlich gibt es Livemusik. Gerne mache ich auch einen Ausflug in den hinteren Teil der im Osten gelegenen Eisenbahnstraße. Dort befindet sich die sehr gemütliche Kulturapotheke. Das warme, historische Ambiente begünstigt private Unterhaltungen so sehr, dass ich oft länger bleibe als ursprünglich geplant.
In welchem Museum/welcher Galerie in Leipzig vergisst du immer wieder gerne die Zeit?
Einer der Hotspots in Sachen Kunst ist zweifellos das Areal der ehemaligen Baumwollspinnerei. Hier arbeiten über 100 KünstlerInnen und einige Galerien haben in den alten Backsteingebäuden ihre Dependence. Wer ein bisschen Zeit hat, dem empfehle ich einen geführten Rundgang über das weitläufige Gelände. Die Türen unserer eigenen Ateliergalerie (Spinnereistr. 7/Haus 10) stehen von Dienstag bis Samstag offen. Wenn ich in der Nähe der Innenstadt bin und Zeit für einen Abstecher zum Johannesplatz habe, schlendere ich auch gerne durch die Sammlung für Angewandte Kunst im Grassimuseum. Allein das Gebäude – ein Mix aus Neue Sachlichkeit und Art déco – ist einen Besuch wert.
Organische, natürliche Formen sind dein Markenzeichen. Gibt es in Leipzig progressive DenkerInnen, die dich in Sachen Nachhaltigkeit besonders beeindrucken?
Es gibt entsprechende Engagements wie das der Annalinde, ein Unternehmen, das sich gemeinnützigen Zwecken und zum Beispiel dem Anbau von lokalen Lebensmitteln verschrieben hat. Oder das der Projektgruppe Leipzig handelt fair (leipzig-handelt-fair.de), die mit Blick auf die Herkunft von Waren bei praktischen Kaufentscheidungen hilft.
Wo in Leipzig kaufst du ein stilvolles Geschenk, wenn der Geburtstag einer Freundin ansteht?
Im Stadteil Schleußig im Laden Hilde Brandt. Hier gibt es, neben einer Sammlung von Kinderspielzeug, eine feine Auswahl an Büchern, antiken Weingläsern und individuellen Schnickschnack.
Dein liebstes Ausflugsziel rund um Leipzig zum Auslüften am Wochenende?
Der Auenwald liegt praktisch direkt vor unserer Haustür und in wenigen Minuten mit dem Fahrrad sind wir schon am Cospudener See. Die Nähe zu Wald und Wasser macht, neben dem umfangreichen Kulturangebot, einen Großteil an Leipzigs Lebensqualität aus. Wer sich ein Rad schnappt und vom Bahnhof aus Richtung Mariannenpark und Abtnaundorfer Park startend dem Parthe-Mulde-Radweg bis nach Grimma folgt, wird wundervolle Orte sehen, die selbst eingesessenen Leipzigern bisher verborgen blieben.
Gibt es junge Hoteliers in Leipzig, die dich mit einem ganz besonderen Ansatz begeistern?
Direkt auf unserem Gelände würde ich die Meisterzimmer empfehlen – unbedingt rechtzeitig um die Buchung kümmern. Sie bestechen mit ihrem geräumigen Loftcharakter und den riesigen Fenstern. Und wenn du dann abends im alternativen Luru-Kino (Spinnereistr. 7) mit hervorragender Filmauswahl warst, ist der Weg nachhause schön kurz.