Arianna Bona arbeitet als Kuratorin im GAM Torino, dem ältesten Museum für moderne Kunst in Italien. Der Insiderei verrät sie ihre liebsten Restaurants, Bars und Hotels im Piemont, wo es die beste Pizza in Turin gibt und welche Galerie-Vernissagen sie nie verpasst.
Was gibt es Neues aus Turin zu berichten?
Mich hat die Salvo-Ausstellung in der Norma Mangione Gallery begeistert – ein Künstler, den ich sehr schätze. Und weil Shopping zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, muss ich auch die Eröffnung von La Rinascente erwähnen, ein Shoppingcenter, in dem man von Design über Mode und Make-up alles findet (Via Giuseppe Luigi Lagrange 15). Der Eröffnungsabend war genial: Es gab Dinner in allen fünf Stockwerken, Dresscode war „schwarze Krawatte“ und DJs haben bis spät in die Nacht Musik gespielt.
Welches Viertel hat sich in den letzten Jahren zum kreativen Melting Point entwickelt?
Es gibt zwei Hotspots: Vanchiglia, in dem junge Designer, Kreative und Architekten ihre Ateliers haben und sich in Bars wie Lumeria treffen. Und mein geliebtes Quadrilatero Romano. Es ist ein wunderschönes historisches Viertel mit römischen Ruinen, engen Gassen und vielen kleinen Designerläden.
Welche Museen magst du besonders in der Stadt?
Das GAM Torino, in dem ich arbeite, ist mein Kunstort Nummer eins mit mehr als 45 000 Kunstwerken. Turin hat eine reiche Kunsttradition und ist auch Heimat vieler Künstler der Arte Povera-Bewegung. Neben dem GAM liebe ich auch die Fondazione Merz. Mit tollen Ausstellungen und der ständigen Präsenz der Werke von Mario Merz (Via Limone 24). Außerdem versuche ich immer auf Vernissagen zu gehen. Diese Galerien habe ich besonders gern: Norma Mangione (Via Matteo Pescatore 17), Franco Noero (Via Mottalciata 10), Guido Costa Projects (Via Giuseppe Mazzini 24) und Giorgio Persano (Via Principessa Clotilde 45).
Welcher Koch hat dich zuletzt kreativ und gut bekocht?
Kein Koch, sondern ein Meister-Pizzabäcker: Paride Giannadrea. Pizza findet man in Turin an jeder Ecke, aber die perfekte Pizza gibt es nur in seiner Focacceria Gran Torino in der Via Lagrange. Sie ist knusprig und gleichzeitig zart. Mit frischem Mozzarella, hausgemachter Tomatensalsa und Teig, der lange ruht. „Weniger ist mehr“ ist Parides Philosophie und seine einfache Margherita oft das Highlight meines Tages!
Wo schmeckt dir authentische italienische Küche am besten?
Das Restaurant Tre Galli im Viertel Quadrilatero mag ich sehr – regionale Küche mit Twist! Außerdem haben sie dort die größte Auswahl an Weinen, Champagner und Spirituosen und köstliche Desserts (die Zabaglione ist mein Favorit!). Mein Lieblingsgericht sind aber ganz eindeutig die mit Fleisch gefüllten Agnolotti, Piemonteser Teigtaschen, die dort mit Bratensauce und Parmesan serviert werden.
In welcher Bar treffen wir dich bei einem Vino nach einer Vernissage?
Dunque habe ich gerne, vor allem wegen der ungezwungenen Atmosphäre. Die Bar ist eine Wein- und Cocktailbar in Vanchiglia und hat bis spät in die Nacht geöffnet. Es gibt hervorragende Weine und die Cocktails sind unglaublich. Wenn man hungrig ist, schmecken Salami- oder Käseplatten mit Panini. Die meisten Gäste sind Musiker. Gute Musik ist also auch garantiert und oft legen DJs auf. Wenn das Wetter gut ist, gehe ich auch gern ins Pastis auf der wunderschönen Piazza Emanuele Filiberto (Piazza Emanuele Filiberto 9).
Wo triffst du befreundete Künstler zum Lunch?
Meistens in unserem Museumscafé (Via Magenta 31). Aber ein ganz besonderer Ort für den besten und frischesten Fisch in Turin, ist die Pescheria Beppe Gallina. Für wenig Geld bekommt man dort fabelhafte Fischgerichte mit Focaccia und Wein. Dazu sitzt man direkt bei einem Bauernmarkt. Es hat auch abends geöffnet, aber mittags, wenn der Markt geöffnet hat, fühlt es sich dort an wie im Urlaub!
Nimm uns mit zu deinen liebsten Ausflugszielen im Piemont!
Ich gebe zu, ich bin ein typischer Stadtmensch und deshalb reicht es mir, die Turiner Hügel von der Piazza Vittorio Veneto zu bewundern. Die wenigen Male, die es mich in die Natur zog, waren mit einem Mittagessen in der Region Langhe und Roero verbunden. Das Essen und die Weine sind dort ausgezeichnet und der Blick über die Weinberge unglaublich schön. Erst vor kurzem war ich im Dorf Castiglione Falletto in der Bar la Terrazza da Renza und habe danach einen Spaziergang durch das hübsche Dorf Fontanafredda unternommen.
Wo genießt du Kunst außerhalb der Stadt?
Auf jeden Fall im Castello di Rivoli, dem Museum für zeitgenössische Kunst in Rivoli. Außerdem im Palast von Venaria Reale (Piazza della Repubblica 4, Venaria Reale) und im Schloss Stupinigi (Piazza Principe Amedeo 7, Stupigni) – zwei königliche Anwesen mit Ausstellungen und Sammlungen dekorativer Kunst. Auch schön ist die Cappella del Barolo in La Morra (12064 La Morra). Sie gehört der Familie Ceretto, Weinproduzenten und Kunstliebhaber, und wurde von Sol Lewitt und David Tremlett gestaltet. Und ein letzter Tipp: Das Restaurant Piazza Duomo in Alba hat ein unglaubliches Fresko von Francesco Clemente (Piazza Risorgimento 4)!
Ein Shop, in dem du erst kürzlich ein neues Lieblingsteil erstanden hast?
Ich bin süchtig nach dem Shop serien umerica! Sie haben tolle Stoffe und ein super Interiordesign, das sehr minimalistisch ist. Basic Farben, besondere Schnitte und manchmal kooperieren sie mit Künstlern, die den Stücken ihren letzten Schliff geben.
Welche Hotels schlägst du Künstlern vor, die nach Turin reisen?
Für Künstler, der das GAM besuchen, buchen wir normalerweise ein Zimmer im Hotel Victoria (Via Nino Costa 4). Es ist ein elegantes Hotel im englischen Stil, mit einem wundervollen Spa, fantastischem Frühstück und einer internationalen, leicht angestaubten Atmosphäre. Außerdem mag ich das Hotel Santo Stefano für seine Aussicht auf die Porta Palatina, dem römischen Stadttor. Es liegt direkt hinter der Piazza Castello im Herzen von Quadrilatero.