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Jan Teunen

Jan Teunen ist Cultural Capital Producer. Für Auftraggeber wie BASF, Bene, Grohe, Thonet oder Nestlé erarbeitet er innovative Konzepte, die dazu beitragen, eine nachhaltige Unternehmenskultur zu entwickeln.

Nina Glatzel
24. September, 2018

Sie leben auf Schloss Johannisberg im Rheingau. Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?

Ich empfinde es als großes Glück, seit mehr als 40 Jahren auf dem Johannisberg leben und arbeiten zu dürfen. Der Johannisberg ist mein Kraftort, meine Lebensmitte, meine Wahlheimat. Der Dichter Heinrich Heine hat über diese Ort gesagt: "Mon Dieu, wenn ich doch so viel Glauben in mir hätte, dass ich Berge versetzen könnte, der Johannisberg wäre just derjenige Berg, den ich mir überall nachkommen ließe."

Schloss Johannisberg

Warum ist der Rheingau ein außergewöhnliches Fleckchen Erde?

Vater Rhein und Mutter Natur haben hier eine glückliche Allianz gebildet. Geschaffen haben sie so etwas wie einen geschrumpften Kosmos. Es wachsen hier nicht nur Trauben, sondern auch Feigen und Zitronen. Es wimmelt von Straußwirtschaften, wo auch der Fremde sich sofort wie zuhause fühlt. Die Rheingauer sind offen für "Dahergelaufene" und deswegen fühlt man sich hier sofort geborgen.

Welche Plätze sind in punkto Design und Architektur spannend?

Ein absolutes Muss für Architektur und Design-Interessierte ist das Kloster Eberbach, das im 12. Jahrhundert von Bernhard von Clairvaux gegründet wurde. Manche kennen Teile dieses Kloster wahrscheinlich aus der Verfilmung des Romans "Der Name der Rose" von Umberto Ecco. Besonders interessant ist, dass in diesem Kloster im Jahre 1179 der erste Schreibtisch und somit das Büro erfunden wurde. Was wäre aber ein Schreibtisch ohne den Stuhl? Deswegen gehen die Designaffinen von Eberbach schnurstracks auf den Johannisberg, weil er die geistige Wiege des industriell gefertigten Möbels ist. Ohne Fürst von Metternich, ein ehemaliger Besitzer dieses Schlosses, der Michael Thonet gefördert hat, wäre der erste Massensitz, der Wiener Kaffeehausstuhl, erst sehr viel später ins Leben der Menschen gekommen.

Kloster Eberbach
Kloster-Eberbach-Straße 1, 65346 Eltville am Rhein

Was sind Ihre liebsten Ausflugsziele in der Region?

Die Abtei St. Hildegard in Eibingen (Klosterweg 1), Schloss Vollrads in Oestrich-Winkel und das bereits genannte Kloster Eberbach. Wer beim Wandern in der Nähe von Kloster Eberbach Lust auf ein Glas Wein bekommt, geht zum Steinberg ins Schwarze Häuschen. Abgeschlossen wird jeder Ausflug an der Uferpromenade von Eltville, die traumhaft schön ist.

Schloss Vollrads
Vollradser Allee, 65375 Oestrich-Winkel

Auf Schloss Johannisberg befindet sich auch Ihre Sammlung zeitgenössischer Kunst. Welche Galerien und Museen in der Region mögen Sie?

In unserer Hauptstadt Wiesbaden befindet sich der kleine feine Laden von Lars Erik Hofstetter, eine erste Adresse für Vintage Design (Taunusstr. 34). In Hattenheim betreibt das Weingut Georg Müller Stiftung einen wunderbaren Kunstkeller (Eberbacher Straße 7-9). Das Museum Wiesbaden gehört zu den besten Museen der Welt. Es ist ein sogenanntes Zwei-Sparten-Haus für Kunst und Natur. Meine Frau Mieke engagiert sich dort im Kuratorium der Freunde des Museums und mit unserer Beratungsgesellschaft fördern wir deren Engagement. Menschen, die mit Kindern in unserer Region unterwegs sind, empfehle ich, das Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne und des Denkens auf Schloss Freudenberg zu besuchen (Freudenbergstr. 224, Wiesbaden).

Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden

Welche Restaurants empfehlen Sie uns?

Bei uns im Dorf gibt es das Relais & Chateaux Burg Schwarzenstein. Gestern noch war ich dort auf ein Glas Wein und ein kleines Häppchen in der Grill- und Weinbar. Schönes Ambiente, passionierte Bedienung und eine wunderschöne Aussicht. Hier versteht man Goethe, als er über die gesegneten Gebreiten hier gesprochen hat. Das Gourmetrestaurant der Burg, wo man bei Zwei-Sterne-Koch Nils Henkel besonders feiert, ist auf die Spitzenprodukte der Region spezialisiert. Der Sommelier Michel Fouquet „beweint“ seine Gäste liebevoll und ist nicht zu toppen.

Relais & Chateaux Burg Schwarzenstein
Rosengasse 32, 65366 Geisenheim

Wohin müssen wir außerdem?

Mein Lieblingsitaliener ist die Osteria Piccolo Mondo in Eltville (Schmittstr. 1), die durch gute Qualität und ein stimmiges Preis-Leistungsverhältnis besticht. Freitags sitzen meine Frau und ich dort am Stammtisch, wo wir mit Neuigkeiten aus der Region versorgt werden – gerade jetzt wird vom 2018er Jahrgang des Winzers Ludwig Jung geschwärmt. In Hattenheim haben wir die Qual der Wahl: ins Kronenschlösschen (Rheinallee) oder ins Hotel & Restaurant Zum Krug, eines der schönsten Fachwerkhäuser Hessens. Wenn man Glück hat, sitzt am Nebentisch der weltberühmte Countertenor Andreas Scholl.

Zum Krug
Hauptstraße 34, 65347 Eltville am Rhein

Die Region ist für den Weinbau bekannt. Welche Winzer zählen zu Ihren Favoriten?

Als Konzepter liebe ich Menschen, die neue Wege gehen und deswegen gehört das Weingut Peter Jakob Kühn in Oestrich-Winkel zu meinen Favoriten. Der Name ist Programm, hier wird kühn experimentiert und universell gedacht und gemacht. Kühn gehört zu einer modernen Elite: Menschen, die eine selbstgewählte Tätigkeit kompetenter und passionierter ausüben als andere. Hier wird der Natur mit dem allergrößten Respekt begegnet, sie wird behutsam unterstützt beim Entfalten der Potenziale. Das schmeckt man.

Weingut Peter Jakob Kühn
Mühlstraße 70, 65375 Oestrich-Winkel

Was sollte man aus dem Rheingau mitnehmen?

Wein, Wein, Wein und Brot vom Bäcker Dries, der im Rheingau viele Filialen betreibt und mit dem von mir kreierten Claim "Gute Leute – gute Produkte" wirbt.

Bäcker Dries
Marktstraße 12, 65343 Eltville am Rhein

Sie stellen bei der Vienna Design Week (28.9. - 7.10.2018) Ihr neues Buch "Der fabelhafte Aufstieg der Büroarbeit" vor. Erzählen Sie uns davon!

Die meisten Büros heute sind dominiert von der wirtschaftlichen Rationalität. In so geprägten Büroräumen werden Menschen unglücklich, weil die Geborgenheit fehlt und die Berücksichtigung des Individuums. Die Menschen werden dort geschwächt und entkräftet, weil die kulturelle Umgebung nicht antwortet. Sie beginnen zu mobben, brennen aus, haben Angst und das überschattet nicht nur ihre Lebensqualität, es produziert für Wirtschaft und Gesellschaft Reibungsverluste ohne Ende. Das Büro braucht dringend die Transformation. Wer sie will, braucht ein langes Gedächtnis und deswegen haben mein Co-Autor Hajo Eickhoff und ich beschlossen, dieses Gedächtnis aufzufrischen mit dem Buch BURRA, das von Blaha herausgegeben wurde. Es besteht aus zwei Teilen. Teil Eins ist eine Parabel über die Erfindung des Büros, eine Erfindung, die explizit gemacht wurde, um das Kostbare zu beschützen. Die Entstehungsgeschichte des Büros ist ein Musterbeispiel für gewollte, gelungene Co-Kreation. Weil das so ist, wird im zweiten Teil "Das Einmaleins der guten Führung" erläutert. Dargelegt wird, was sich aus der Parabel für die Arbeitswelt von morgen lernen lässt.

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