Insidertipps Mecklenburg-Vorpommern: Jane Bothe

Ich bin ein Mauerkind, aufgewachsen in der Enklave Steinstücken. Vor meiner Tür war ein Holzkreuz. Aufgestellt für einen Flüchtling, der bei der Flucht erschossen wurde.
Ich hatte deshalb ambivalente Gefühle. Auf der einen Seite unglaubliche Freude – fast meine gesamte Familie kommt aus Leipzig, Dresden und Wittenberg. Es taten sich nun unendliche Möglichkeiten auf. Ich fand es spannend, meine Nachbarn hinter der Mauer kennenzulernen, hatte plötzlich eine S- Bahn Station direkt vor der Tür und ein Kino um die Ecke. Auf der anderen Seite fragte ich mich, ob all diejenigen denn zur Verantwortung gezogen werden, die für das Elend der Teilung verantwortlich waren.

Unser Weg führte über die Niederlande nach Mecklenburg-Vorpommern. Dort haben wir die Ausbildung als Schilffsführer in der Seefahrtschule Enkhuizen absolviert. Da wir uns auf Plattbodenschiffe, Binnenschiffe mit geringem Tiefgang spezialisiert hatten, kamen wir auf die Idee, das überlaufene Fahrgebiet der Niederlande zu verlassen. Da bot sich Mecklenburg-Vorpommern mit seinen flachen Bodden an. Wir zogen 2005 aus den Niederlanden nach Greifswald und erkundeten die Gegend. Traumhaft idyllisch und nicht überlaufen – zum Teil eher unberührt. Natur pur und ein Balsam für jede Seele.

Greifswald ist aus einer Schwarz-Weiß-Stadt zu einem Farbwunder geworden. Die Stadt ist mit seiner Backsteingotik wieder im alten Glanz als Hansestadt zu erkennen. Sie hat jetzt den größten Museumshafen Deutschlands und ist eine junge Studentenstadt. Außerdem mach sich Wolgast! Das Tor zu Usedom erweckt immer mehr Schätze und stellt sie zu Schau. Ob es die alte Post ist, die als Hostel umgebaut wurde oder die Brunnen, die man wieder aufgebaut hat. Die Stadt hatte es nie einfach und steht immer im Schatten der Insel Usedom. Ich finde sie mit all ihren Schätzen und Schrulligkeiten unbeschreiblich liebenswert.

Der Hafen Usedom-Stadt wurde komplett umgestaltet – eine tolle Anlegestelle mit toller Atmosphäre! Es sollen neue Geschäfte kommen, ein schönes neues Restaurant. Die Stadt Usedom ist eine kleine, niedliche, verschlafene Stadt, die noch viel unentdecktes Potential hat und durch den Hafen eine große Bereicherung erfährt.

Ursprünglich charmant ist natürlich der Greifswalder Museumshafen mit seinem unverwechselbaren Hafenmeister im Fangenturm!

Wenn ich nicht auf dem Schiff bin, was die Freiheit pur bedeutet, bin ich oft mit meinem Hund am Strand von Lubmin. Ich liebe die großartige Sicht über den Bodden nach Rügen und Richtung offene Ostsee – den freien Horizont zu sehen gibt mir Ruhe. Dieser Strandabschnitt ist oft verlassen und idyllisch. Mein Hund scheint das gleiche zu fühlen. Obwohl er schon älter ist, springt er dort umher wie ein junges Reh.

Mein absolutes Lieblingsrestaurant ist der Rote Butt in Ueckermünde. Der Koch Martin Wünscher verbindet regionale und traditionelle Küche mit neuen Ideen aus aller Welt und bleibt dabei bodenständig. Der Haffzander mit Blutwurst und Koriander ist ein Gedicht!

Keine Frage: der Kragenhai in Peenemünde ist eine echte Seemannskneipe (Hafenpromenade)! Oder natürlich der Fischpalast in Neppermin. Für alle, die die besten Sonnenuntergänge dieser Welt sehen möchten.

Schön ist eine Wanderung zum Lieper Winkel Mövenort, wo man den tollen Ausblick über das Kruminer Wiek genießen kann. Am besten man geht danach in die Pferdetränke (Dorfstraße 31) oder ins Zur Naschkatze in Krummin (Dorfstraße 25). Dann ist der Ausflug komplett.

Toll finde ich das Wasserschloss Mellenthin! Das heißt für mich Eintauchen in eine andere Zeit. Außerdem das Strandidyll in Heringsdorf (Delbrückstraße 10). Es verkörpert für mich ein typisches Kaiserbadhotel mit alten Traditionen und Werten - sehr edel und schön.