Die Mode, die Sandra Jahn in ihrem Atelier in Plagwitz schneidert, tragen Urbanistas genauso wie Vintage-Fans. Ihre Knickerbocker, Westen, Jacketts, Hosen und Hemden nennt sie Rosentreter. Der Insiderei zeigt die Designerin ihre liebsten Bars, Cafés und Galerien in ihrer Heimat Leipzig. Plus: einen Extra-Tipp für Modefans in Sachen Fair Fashion.
Warum ist Leipzig für dich die perfekte Stadt zum Leben und Kreativsein?
Leipzig ist das kleine Paris: lebendig-grün, urban und sehenswert. Ich schätze hier meine Räumlichkeiten im Industriecharme, den vielen Platz zum Arbeiten und Raum für meine kreativen Ideen. Leipzig bietet vor allem GründerInnen sehr viel Unterstützung, Möglichkeiten und Raum, gerade in der Startphase.
Dein Shop befindet sich im Szeneviertel Plagwitz. Wo sind deiner Meinung nach dort die Hotspots der jungen Creatives?
Die Pilotenküche (pilotenkueche.net) bietet jeweils für drei Monate lang bis zu elf internationalen KünstlerInnen Raum zum gemeinsamen Arbeiten. So ein Ort kann Neues schaffen und unterschiedliche Positionen zusammen bringen, was nach dem Studium selten stattfindet. Ansonsten bin ich gerne im Gasthaus Barabbas (Bornaische Str. 33). Das ist die Kultkneipe in Connewitz mit dem urigsten und besten Gastgeber der Welt. In Plagwitz bin ich gerne in Reuschels Weineck. Hier kocht tatsächlich noch die Mama und der Sohn kümmert sich um die Auswahl bester Weine. Im Joseph Pub (Josephstr. 44) gehe ich gerne zum Feierabend essen. Da gibt es Snacks und Hausmannskost in einem urig-gemütlichen Ambiente, mit wirklich netter Bedienung und selbstgebrautem Bier. Und ganz normale Menschen.
Im Leipziger Westen arbeiten und leben viele junge KünstlerInnen und Kreative. Welche begeistern dich derzeit besonders?
Der Medienkünstler Ritchie Riediger (ozo.de), der Installationskünstler Sandro Porcu (sandroporcu.com), der neuseeländische Fotograf Dean Nixon (facebook.com/deannixonphotographer) und Olaf Martens, Shootingstar der Fotoszene.
Welches Leipziger Restaurant passt stiltechnisch perfekt zu einer echten Rosentreter-Knickerbocker?
Das Noel’s Ballroom ist ein original Irish Pub mit Swingtanz am Wochenende und der passenden Atmosphäre und Ausstattung für meine von den 1920er-Jahren inspirierten Entwürfe.
In welcher Bar in Leipzig lässt du am liebsten einen Feierabend ausklingen?
Im Stoned in der Kolonnadenstraße. Es ist eine kleine, gemütliche Kneipe mit einer sehr persönlichen Umgebung. Nebenbei dient die Bar auch als Konzertlocation mit vielen tollen MusikerInnen. Das Café Heiter bis Wolkig (Röckener Str. 44) ist für mich ein Ort zum Entspannen, um frischen Kaffee zu trinken, frei und kreativ sein. Hier trifft Kultur auf nachbarschaftliche Begegnung. Und manchmal gibt es Open Air Dance-Partys.
Welches Lokal in Leipzig ist dir gefühlt wie auf den Leib geschnitten?
Im Sommer gehe ich gerne zum Wilden Heinz. Es ist ein besonderes Café im Leipziger Westen, das sich eine der vielen Leipziger Brachflächen zunutze gemacht hat. Im Sommer werden Getränke und Pizza aus dem Lehmofen im verträumten Biergarten serviert. Im Winter wird es kuschelig in der stimmungsvollen Holzhütte. Wenn ich in Connewitz bin, gehe ich gerne in Ilses Erika (Bernhard-Göring-Str. 152). Das ist ein Tanzcafé mit Biergarten und Grill. Getanzt wird im Retro-Stil und umgeben von alten Sofas, Lampenschirmen und gemusterten Tapeten. Abends finden Live-Konzerte statt, von Pop über Indie bis Electro.
Du legst bei deiner Arbeit auch Wert auf Nachhaltigkeit: Welche Adressen und mutige DenkerInnen in Leipzig müssen wir auf dem Gebiet nach kennen?
Das Bewusstsein meiner Kunden und Kundinnen für die Herstellung meiner Kleidung und des Materials ist mir und ihnen bedeutsam. Deshalb will ich auf das Fair Fashion Lab hinweisen. Hier vereinen sich Leipziger DesignerInnen und setzten sich aktiv für einen Bewusstseinswandel in der Modeindustrie ein. Wir sehen die Zukunft der Mode in nachhaltig, ökologisch und fair produzierter Kleidung, sind aber auch der Meinung, dass sich unser Konsumverhalten ändern muss. Hin zum Leihen, Tauschen und Kauf von hochwertiger und lang haltender Kleidung. Hin zu Second Hand oder zu Upcycling Mode.
Leipzig pulsiert auf dem Gebiet der Kunst wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Welche Galerien schätzt du?
Die Galerie Potemka in Plagwitz macht regelmäßig Ausstellungen mit regionalen und internationalen KünstlerInnen. Die Vernissagen sind immer feucht und fröhlich. Ich mag auch das Kunstkraftwerk (Saalfelder Str. 8), ein Ausstellungs- und Kulturzentrum mit tollen Wechselausstellungen quer durch alle Genres. Hier lasse ich mich gerne inspirieren.
In welchem Shop findest du die passenden Schuhe zu einem neuen Rosentreter-Look?
Stilechte Schuhe zu meinen Männeranzügen findet man beim Schuhmacher Manuel Bär. Er legt größte Aufmerksamkeit auf handwerkliche Perfektion, was ich sehr schätze. Und in Leipzigs Innenstadt findet sich das Schuhgeschäft Draufgänger (Hainstr. 12) mit passenden Stiefeln zu meinen Knickerbockern vom Label Trippen aus Berlin.
Wo ist für dich die beste Location für ein nettes Picknick in der Stadt?
Ein Picknick im Palmengarten oder ein Stopp bei meiner Radtour zum Elsterflutbecken am Bauwagen von Zierlich Manierlich. Am Cospudener See gehe ich gerne baden und beim Chillen beobachte ich die Wolken oder radle einfach eine Runde um den See. Fünf Minuten von meinem Atelier entfernt ist der Karl Heine Kanal – für mich einer der schönsten Spazierwege in Leipzig.
Ein außergewöhnliches Hotel, das du in Leipzig immer wieder gerne empfiehlst?
Das Hostel & Garten Eden lädt Gäste aus aller Welt in den schönen Leipziger Westen ein. Die Zimmer sind wunderbar individuell und von verschiedenen lokalen KünstlerInnen gestaltet und der große Garten wird eigenhändig beackert. Wenn ihr gerne kleine charmante Entdeckungstouren unternehmt, viel Grün und Kunst mögt, ist das Hostel der perfekte Ausgangspunkt für einen Leipzig Aufenthalt.
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