Gil Scott-Heron, Lauryn Hill, Robert Glasper – das Line-up des Locus Festivals in Locorotondo liest sich wie die Playlist eines Best-Of-Jazzalbums. Simone Manchisi ist Teil der Festival-Crew und verrät der Insiderei seine liebsten Restaurants, Hotels und Beach-Clubs in Apulien. Plus: Strände, die nur echte Locals kennen!
Was kannst du Neues aus Apulien berichten?
Apulien durchlebt gerade eine der spannendsten Zeiten überhaupt. Jede Stadt hat ihre eigene Geschichte, ihre eigene lokale Gastronomie und Tradition und die Welt hat gerade erst damit angefangen diese Vielfalt zu entdecken. Trotz der Globalisierung behält Apulien seine Identität – das ist heutzutage etwas sehr Besonderes.
Welche Gegend in Apulien entwickelt sich deiner Meinung nach besonders stark?
Apulien war schon immer für seinen Süden, den Salento, berühmt. Mit einer spektakulären Küste und schönen Stränden. Die Gegend, die ich in Apulien aber am meisten liebe, ist das Valle d’Itria. Ein großes Tal, umgeben von Hügeln und Weinbergen und mit Städten wie Locorotondo, Martina Franca, Cisternino und Alberobello. In der Gegend entwickelt sich derzeit ein qualitativ hochwertiges Tourismusangebot. Das heißt nicht, dass es teurer wird. Die Menschen können aber immer mehr in die Traditionen und in die Geschichte der Orte selbst eintauchen und ein Gefühl der Authentizität erleben.
Jedes Jahr im Sommer holst du Künstler aus der ganzen Welt nach Locorotondo. Was macht den Ort so speziell?
Locorotondo ist lebendig, vor allem im Sommer. Ich mag die Mischung aus Altstadt, Kunsthandwerk, den weißen Mauern, alten Kirchen mit ihren Glockentürmen und dazwischen die Musik des Locus Festivals, die sich vom Rathausplatz über die Stadt ausbreitet. Während des Soundchecks am Nachmittag sitzen alte Menschen neben der Bühne und hören den Musikern bei der Probe zu. In der Nacht ist der Platz dann voller junger Menschen. Manchmal sind es über 4000, die aus dem Platz eine einzige große Tanzfläche machen. Insgesamt ergibt das eine magische Atmosphäre!
Das Festival findet an unterschiedlichen Plätzen im Ort statt. Welchen magst du besonders?
Locus bezeichnen wir gerne als Boutique-Festival, bei dem nur ein paar ausgewählte Bands und Künstler auftreten. Ich mag die Shows auf dem Hauptplatz genauso gerne wie die intimen Konzerte in Kirchen und auf kleineren Plätzen. Mein Favorit ist wahrscheinlich Masseria Mavù, ein historischer apulischer Bauernhof, der nur fünf Minuten vom Stadtzentrum entfernt als Veranstaltungsort wiederbelebt wurde. Die Mischung aus Musik, Geschichte und Natur macht das Setting hier ziemlich einzigartig. Auch die Künstler lieben es!
Welche jungen Kreativen inspirieren dich in Apulien?
Das Essen in der Region gehört für mich auf jeden Fall zu den inspirierendsten Dingen. In diesem Zusammenhang will ich das Gourmet-Fastfood-Restaurant Pescaria erwähnen, das von einem jungen Team geführt wird. Vor einigen Jahren haben sie ihr erstes Restaurant in Polignano eröffnet und die Art und Weise Meeresfrüchte in einem Sandwich zu essen neu erfunden. Sie arbeiten mit Originalrezepten, mit frischesten Zutaten und unerwarteten Kombinationen. Zu sehen, wie junge Menschen Traditionen auf so attraktive Art wiederbeleben, ist wirklich beeindruckend.
In welcher Bar hast du zuletzt die Zeit vergessen?
Ich mag die BBeP Bar in Locorotondo, ein cooler Ort mit erfrischenden und originellen Cocktails (Via Vittorio Veneto 1). Außerdem Coopera in Putignano (Corso Giuseppe Garibaldi 42). Das Lokal wird von jungen Leuten geführt, die kulinarisch eine „Null Kilometer“-Philosophie verfolgen. Außerdem gibt es super Drinks, Live-Musik und eine angenehme Atmosphäre. Letzter Tipp: In Bari mag ich den eleganten Vintagestil des Speakeasy an der Stadtpromenade. Ein großartiger Ort mit einigen der besten Cocktails der Stadt!
Wo hast du zuletzt wirklich gut gegessen?
Wirklich beeindruckt hat mich zuletzt Tormaresca Vino & Cucina in Lecce, eine großartige und sehr erfolgreiche Mischung aus aufmerksamen Personal, frischen Zutaten und toller Atmosphäre in einer der schönsten Städte in Apulien (Via Benedetto Cairoli 25). Weiter im Norden, in der Stadt Putignano, empfehle ich das kleine Restaurant Scinuà, in dem nur saisonale, innovative Gerichte serviert werden. Aromen und Geschmacksrichtungen, die ich nirgendwo anders so erlebt habe.
Welches Restaurant kommt dir sofort in den Kopf, wenn es um authentische, apulische Küche geht?
U Curdunn in Locorotondo! Mit landestypischen Gerichten und frischen, guten Zutaten. Egal ob man gerne Fisch, Fleisch oder Gemüse isst, das Lokal ist ein perfekter Ort um lokale Küche zu probieren.
Verrate uns deine liebsten Musik-Venues in Apulien!
In Apulien haben sich in letzter Zeit einige interessante Musik-Orte etabliert. Ich denke da zum Beispiel an den Beachclub LullaBay in der Nähe von Ostuni (Via Procaccia, Pilone 2). Man kann hier entspannt den Sonnenuntergang genießen und danach direkt auf die Open-Air-Tanzfläche hüpfen. In Bari liebe ich den Kulturraum L’Officina degli Esordi, ein Ort mit Livemusik, einem Restaurant, einer Gartenterrasse, Ausstellungsräumen mit Comics und Design, einer Buchhandlung, aber auch Yogastunden, Theater, Film-Screenings etc.
Hast du einen Lieblingsstrand in Apulien?
Hübsche Strände und Buchten gibt es in der Umgebung von Monopoli. Plätze, die vor allem unter den Einheimischen bliebt sind, sind Cara Verde (buchstäblich „grüne Bucht“) und der Strandabschnitt von Santo Stefano in der Nähe der alten Burg. Weiter südlich, bei Lecce, finde ich außerdem den Bach und Strand Porto Badisco schön.
Andere Kunstfestivals in Apulien, die du regelmäßig besuchst?
Phest in Monopoli! Ein Fotografie- und Kunstfestival, bei dem großartige Kunstwerke an den Häusermauern der gesamten Altstadt zur Schau gestellt werden. Ich finde es wirklich beeindruckend Kunst auf diese Weise und in dieser wunderschönen Küstenstadt zu erleben.
In welchen Masserien quartierst du Künstler während des Festivals ein?
Wir arbeiten jedes Jahr mit mehreren Partnern zusammen. Besonders stolz sind wir auf die Kooperation mit dem Victor Country Hotel in Alberobello (Via Mottola), dem Leonardo Trulli Resort in Locorotondo und dem Hotel Relais Villa San Martino in Martina Franca (74015 Martina Franca). Alle drei befinden sich in einer atemberaubenden Landschaft und die Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet.