Insider Südtirol: Elena Walch

Sicher, im Anbau der Rebe genauso wie im Ausbau des Weins. Als wesentlicher Neuerungsfaktor steht die junge Generation der Winzer, die mit super Ausbildung und Weinkenntnis dafür sorgen, dass der Wein Eleganz, Tiefe und Sortentypizität aufweist. Der Boden wird mit größter Rücksicht bearbeitet, die Nachhaltigkeit liegt heute sehr am Herzen.

Auf dem Hochplateau der größten Alm Europas, der Seiser Alm, verbringe ich viel Zeit. Auf unseren eigenen, rigoros ungedüngten Almwiesen sprießt es im Frühjahr aus allen Ecken: Enziane, Dotterblumen, Anemonen und kleine rosa, ins Pink gehende Blümchen beeindrucken mich. Im Sommer ziehen die Brunellen nach, die einen intensiven Schokoladeduft versprühen und Bergnelken, die einen Raum mit herrlichem Parfum füllen. In einem Heubad wie im Hotel Turm einzutauchen, tut dem Körper gut, da tankt er Kraft und gewinnt Ruhe. Die Natur oben auf der Alm ist nahezu aufdringlich, in den Weinbergen an den Hängen hingegen muss die Nachhaltigkeit im Weinberg und dann im Keller bewusst und rigoros durchgezogen werden. Hier sind wir dabei, der Natur durch großes Umdenken wieder das zurückzugeben, was man ihr in vergangenen Jahrzehnten genommen hat.

Es gibt verschiedene Orte, wo ich tanken kann, aber sehr wichtige Werte kann mir meine Familie geben und das Gefühl der Gewissheit, aus meinem Leben was "Gescheites" gemacht zu haben. Stehe ich zum Beispiel am Aussichtsplatz nahe dem Kirchlein von Altenburg, hoch über dem Kalterer See, öffnet sich ein herrliches Panorama und ich atme tief, nachdem ich einen anstrengenden, aber sehr romantischen Aufstieg durch die Rastenklamm vom Kalterer See nach Altenburg hinter mir habe. Castel Ringberg mit seinem Habsburger Schlösschen, das größte zusammenhängende Weingut Südtirols mit 20 ha, liegt mir zu Füßen, umrahmt vom Kalterer See und von Rebbergen.

Wenn man von Meran nach Hafling und weiter Richtung Vöran bis zum Gasthof Alpenrose fährt, erlebt man schöne Naturlandschaften. Lassen Sie das Auto dort stehen und wandern Sie eine halbe Stunde dem Schild "Knottnkino" nach. Es eröffnet sich eine Traumlandschaft vor Ihnen, gehen sie nicht zu weit, denn eine steile Felswand fällt dort senkrecht ab. Soweit Ihr Auge reicht, sehen Sie Hochgebirge, bis in das Frühjahr mit Schnee bedeckt. Der Aussichtspunkt ist lustigerweise bestuhlt, Sie sitzen wie im Kino, auf Holzstühlen vor einer atemberaubenden Landschaft, die sich ständig verändert.

Liebt man Wein, sucht man sich einen leichten Weinbergspaziergang aus, zum Beispiel vom Dorfplatz Tramin Richtung Altersheim. Eine Rundwanderung um das Weingut Kastelaz (Hoferstraße 1, Tramin) mit Einkehr in das kunsthistorische Kirchlein St. Jacob zu Kastelaz mit seinen romanischen Fresken. Oder aber man nimmt den neuen Weinpfad von Tramin zum Kalterer See. Dabei hat man auch Zeit, da oder dort bei einem Weingut einzukehren und Weine zu probieren. Sucht man Herausforderungen, ist der Bletterbach bei Aldein sicherlich ein naturhistorisches Erlebnis.

Die Vinothek Pillhof in Frangart vor den Toren Bozens ist der richtige Ort, um glasweise die verschiedensten Weine Südtirols zu genießen, begleitet von ausgewählten kleinen Speisen: schick, modern und immer wieder besuchenswert. Die Weingüter Hofstätter (Rathausplatz 7, Termeno), Tiefenbrunner (Schlossweg 4, Kurtatsch), Lageder (Grafengasse 9, Margreid) gehören sicherlich zur ersten Liga, auch einige Kellereigenossenschaften wie die Kellereigenossenschaften Tramin (Weinstraße 144, Tramin), Schreckbichl (Weinstraße 8, Girlan-Eppan) oder die von Terlan (Silberleitenweg 7, Terlan) produzieren einwandfrei.

Gleich um die Ecke findet man den Ansitz Romani, eine sehr gute Adresse – sei es, um in historischen Gemäuern zu übernachten, oder um hochwertige, bodenständige Küche mit saisonalen Rohprodukten unter einer Laube zu genießen.

Der Gasthof Pernhof gleich nebenan ist eine herrliche Adresse, wenn man auf Wellness verzichten will. Modern umgebaute Nichtraucherzimmer mit ausgiebigem Frühstücksbuffet und herrlicher Aussicht auf das Etschtal, ich mag die familiäre Atmosphäre dieser Frühstückspension mit Apartments.

Speck, Kaminwurzen und Geselchtes von der Metzgerei Windegger in Eppan (Kapuzinerstraße 10) oder von der Metzgerei Nigg in Terlan (Karl-Atz-Platz 3), aber auch Codalonga, der Metzger in Tramin (Hans-Feur-Straße 47), ist besuchenswert. Fast jede Bäckerei bietet Schüttelbrot an, ein typisches hartes, flaches Brot mit vielen Gewürzen. Der Feinkostladen Pur in Bozen (Dr.-Julius-Perathoner-Straße 9) oder in Meran (Freiheitsstraße 35) bietet verschiedene Südtiroler Produkte an. Wenn eine Frau aber gerne einen klassischen italienischen Cashmerepullover mitbringen will, sollte sie das Modegeschäft Hubert Gasser am Waltherplatz aufsuchen.

In die Café-Konditorei Peter, ganz im Herzen von Bozen, dort trinke ich am liebsten meinen Cappuccino, manchmal von einem leckeren Kuchen begleitet und schaue mir das rege Treiben des Obstmarktes an.

An der Talfer, dem Fluss, der Bozen durchfließt, überrascht mich immer von Neuem das Museion, der große, moderne Glaskubus, der Sitz des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst. Von der Berliner Architektengruppe KSV 2008 erbaut, nachdem sie als Sieger eines europaweiten Wettbewerbs hervorgingen. Das Gebäude steht stolz, von Weitem her gut sichtbar über einer Brücke mit kurios-geschwungener Form inmitten der Talferwiesen und verbindet symbolisch die Altstadt mit der Neustadt. Aber es ist auch der Michael Pacher-Altar in der alten Grieser Kirche in Bozen (M.-Knoller-Straße), der mich beeindruckt. Dieser große Künstler der Gotik ist einer der wenigen „alten“ Südtiroler Künstler, der sich am internationalen Parkett sehen lassen kann, so auch im Thyssen-Museum in Madrid (Paseo del Prado 8).