Annett Storm lebt seit 1988 auf dem Fischland-Darß-Zingst. Als Geschäftsführerin und Vorsitzende des Fördervereins Nationalpark Boddenlandschaft e.V. und als Reiseleiterin, die Naturliebhaber durch die Boddenlandschaft führt. Im Interview verrät sie ihre Lieblingsplätze auf der Halbinsel.
Auf Ihren Reisen erkunden Sie regelmäßig die Halbinsel. Was tut sich gerade Neues im Darß?
Die Natur auf dem Darß ist in ständigem Wandel und der aufmerksame Besucher kann live daran teilhaben. An der Westküste trägt die See jedes Jahr etwas Land ab und hinterlässt einen wilden Strand. Am Darßer Ort wächst Deutschland unaufhörlich. Bis zu 20 Meter schiebt sich die Landspitze jährlich hinaus in die Ostsee. Dort wo heute noch eine Sandbank war, wächst morgen schon eine Düne, die im Nu von Dünenpflanzen besiedelt wird. Auch im Darßwald geht es sehr dynamisch zu. Im Nationalpark gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“ und daher werden im Wald inzwischen Bäume weder gepflanzt noch geerntet, noch wird „aufgeräumt“. Der Wald präsentiert sich mit einer breiten Fülle verschiedener Lebensphasen, Pflanzen und Tiere.
Welche Gegend entwickelt sich gerade besonders stark?
Wir hatten den gesamten August 2011 Dauerregen. Das Wasser stand lange im Wald, viele Bäume starben ab. Welch großartige Chance für die nächste Waldgeneration, die ihre Aufgabe sehr ernst nimmt. So haben wir jetzt im Darßwald verschiedene Waldentwicklungsstadien nebeneinander, so wie es in der unberührten Natur auch wäre. Das zu beobachten und zu erleben ist toll!
Welche Nationalpark-Spots lieben Sie in der Region Fischland-Darß-Zingst?
Meine Lieblingsstellen sind die Erlenbrüche. Von ihnen gibt es fast 140 im Darßwald. Sie sind aus ehemaligen Dünentälern entstanden und die meisten führen heute wieder das ganze Jahr über Wasser. Auch der Osterwald wandelt sich gerade. Das Gebiet ist zum größten Teil ein entwässertes Hochmoor. Seit einigen Jahren wird nun der Wasserstand wieder reguliert und durch Staue zurückgehalten. Reste der Moorvegetation wie Sonnentau, Torfmoose und Wollgras bekommen eine Chance, sich wieder auszubreiten. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie die Natur bei ihrer Arbeit zu beobachten.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen auf dem Darß und in Ihrer Arbeit eine große Rolle. Gibt es ein Projekt oder eine Initiative, die Ihnen besonders am Herzen liegt?
Unser Verein hat 2005 das Darßer Naturfilmfestival ins Leben gerufen. Seit 2007 vergeben wir dort den Deutschen NaturfilmPreis. Das Festival ist ein großartiges Event und lockt Anfang Oktober jedes Jahr nicht nur viele Naturfilmbegeisterte auf den Darß, sondern auch jede Menge Naturfilmer, die hier den Austausch untereinander aber auch mit dem Publikum sehr schätzen.
Vor zwei Jahren haben wir gemeinsam mit der Deutschen Wildtierstiftung die Deutsche NaturfilmStiftung gegründet und wollen das Festival aber auch das Miteinander von Naturschutz und Naturfilm weiter voran bringen.
Sie haben Lust auf Ostsee-Soulfood. Wohin geht’s?
Gut Fisch essen kann man hier auf der Halbinsel eigentlich an jeder Ecke. Restaurants, in die ich regelmäßig mit meinen Reisegruppen oder auch privat gerne einkehre, sind zum Beispiel das Schimmels in Wustrow oder das Walfischhaus in Born (Chausseestraße 74). Gerne gehe ich auch ins Achtern Diek in Prerow (Bernsteinweg 17) oder ins Restaurant Kurhaus in Zingst (Seestraße 57).
Wenn Sie mal schick essen gehen wollen, wo reservieren Sie ein Plätzchen am Abend?
Ich wohne in Ahrenshoop und für schick essen geht’s entweder in Wustrow zu Schimmels (Parkstraße 1) und in Ahrenshoop ins Namenlos (Dorfstraße 44) oder in den Charlottenhof.
Samstagvormittag und die Sonne scheint: Wo treffen Sie Freundinnen zum Brunch?
Mein absolutes Lieblingsrestaurant für zwischendurch ist in Ahrenshoop die Kaffeemühle. Hier bekommt man neben einer Auswahl toller Kuchen auch Suppen, verschiedenste Flammkuchen und das legendäre Mühlenbrot. Wenn ich in Prerow bin, gehe ich gern ins Cafe & Kultur Kiekin (Waldstraße 42). Auch hier gibt es neben köstlichen Kuchen diverse Leckereien um den Mittagshunger zu stillen. Und bei einem Ausflug nach Zingst ist ab 14 Uhr das Café Rosengarten ein wirklich wundervoller Ort für eine Pause (Strandstraße 12).
Sie haben Lust auf Kultur. Was unternehmen Sie?
Meinen Gästen zeige ich sehr gern die großartigen Fotoausstellungen in Zingst. Der Ort hat sich der Natur- und Umweltfotografie verschrieben und stellt das ganze Jahr an vielen verschiedenen Plätzen und Galerien im Ort einmalige Fotos aus. In Ahrenshoop gibt es dagegen in zehn Galerien immer wieder wechselnde sehenswerte Ausstellungen, in denen Malereien, Grafiken und Skulpturen präsentiert werden. Besonders gern gehe ich zu den Ausstellungseröffnungen im Dornenhaus (Bernhard-Seitz-Weg 1) und der Kunstscheune in Barnstorf im Nachbarort Wustrow.
Noch ein Tipp: Das Jazzfest Ende Juni in Ahrenshoop ist jedes Jahr wieder faszinierend. Der ganze Ort ist dann voller Musik. Und last but not least: Über den ganzen Sommer hin gibt es Veranstaltungen aus der Reihe „Naturklänge“. Da wird klassische Musik in der Natur präsentiert und das ist immer großartig!
Auf welchem Strand könnten Sie stundenlang am Ufer sitzen und ins Meer schauen?
Das ist natürlich der Weststrand. Hier lohnt sich auch ein gaaaaanz langer Spaziergang.
Welches Hotel empfehlen Sie Freunden, die auf Besuch kommen?
So viele Hotels hat die Region ja nicht. Aber wenn es ein Hotel sein soll, so würde ich im Hotel Namenlos & Fischerwiege in Ahrenshoop (Dorfstraße 44), in Wieck im Hotel Haferland (Bauernreihe 5A) oder in Prerow im Ginkgo Mare buchen.
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