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London
Insider London: Iain Ainsworth
In Sachen schicker Hotels kann Iain Ainsworth niemand etwas vormachen – er hat White Line Hotels gegründet, einen Indie-Guide für Lifestyle-Hotels in der ganzen Welt, und war Vizepräsident der Design Hotels. London ist seine Stadt.
Hotels sind Ihre Welt. Welche Trends zeichnen sich in der Branche derzeit ab?
Ich mag die Bewegung in Richtung mehrschichtiger, eklektischer Hoteltypen mit einer Verneigung vor der Nostalgie. Guter Service gepaart mit einem Hauch von Tradition, aber ohne den ganzen Pomp.
Welche Städte sind hier vorne mit dabei?
New York und London sind bei Trends nach wie vor führend. Sie adoptieren meist Kreationen kleinerer, unternehmerischer Konzepte, die mehr aus Kreativität als aus großen Investitionen entstehen.
Geben Sie uns gleich ein Beispiel für London!
Die Firmedale Hotels, das neue Great Northern (Kings Cross St Pancras Station), The Boundary (2-4 Boundary Street), das neue Ace Hotel und The Zetter (86-88 Clerkenwell Road) etwa.
Welches Hotel bevorzugen Sie?
Mein Lieblingshotel für alle Zeiten in London ist das Claridge´s – aufgrund seines nostalgischen Wertes. In der Lobby zu sitzen und Menschen zu beobachten, ist einfach unschlagbar. Für eine Übernachtung liebe ich Number 16 in South Kensington (16 Sumner Place), das Gore gleich gegenüber vom V&A (90 Queen’s Gate, Anm.: Victoria & Albert Museum), das Zetter gegenüber in Clerkenwell (86-88 Clerkenwell Road) sowie das perfekt unaufgeregte, entspannte „Crashpad“ Citizen M (20 Lavington Street, Anm.: Crashpad ist Englisch für Sturzpolster im Sinne von Matratzenlager).
Als London-Besucher brauchen wir nicht nur einen Platz zum Schlafen, sondern auch ein paar gute Lokaltipps. Wo treffen wir Sie zum Lunch?
Im Nopi von Yotam Ottolenghi. Frisch, leicht, einfach, doch elegant mit verspielten Aromen und Farben inspiriert vom Mittleren Osten und Asien. Das Nopi ist auch eine perfekte Option für Vegetarier. Das Koya kann ich für den kurzen, köstlichen Geschmack Japans empfehlen (49 Frith Street).
In welchem Restaurant hat Sie der Koch erst kürzlich überrascht?
Total angesagt und auch eines meiner persönlichen Hangouts ist das Story Restaurant des 26 Jahre alten Genies Tom Seller (ehemals im Noma, Strandgade 93, Kopenhagen). Die servieren nur ein Degustationsmenü – aber seid bereit für eine kulinarische Reise durch Aromen, Texturen und erstaunliche Präsentationen. Das ist auf jeden Fall „Britishness at its best“ – auf einem Teller und mit Geschichte.
Wir haben vorher von Hoteltrends gesprochen, welche Entwicklungen beobachten Sie in der Restaurantszene?
Es gibt sowohl im Osten als auch im Westen immer mehr kleine Lokale mit maximal 30 Gedecken. Der Fokus liegt auf gemeinsamen Essen, kleinen Gerichten, Tapas aus der ganzen Welt. Gastköche verändern auch die Szene – der Auftritt von Köchen für eine limitierte Zeit war früher eher etwas für institutionalisierte Restaurants. Jetzt ist das auch bei Gastropubs angesagt, bei denen gefeierte Köche aus der ganzen Welt kochen.
Abgesehen von den Trends - was bringt Sie in London zum Staunen?
Die Skyline. Bummelt entlang der South Bank der Themse und schaut euch die Menagerie an Gebäudestilen an! Man hat sprichwörtlich ein Stück aus jeder Ära zusammengewürfelt wie ein Laubsäge-Puzzle. Die Überbleibsel kolonialer Macht sitzen Seite an Seite mit modernen Monolithen gegenüber einer Reihe mittelalterlicher Kirchen.
Welcher Stadtteil entwickelt sich aktuell besonders interessant?
Es gibt derzeit einige Hotspots, in denen es köchelt – Dalston, die aktuellste Künstlerenklave, sprudelt nach wie vor vor Kreativität und ich denke, das erreicht bald die Grenzen von Shoreditch, um eine massive Subkultur am Stadtrand zu bilden. Auch die Gegend hinter Kings Cross Station, einst eine kleine, heruntergekommene Höhle der Illegalität, ist gefüllt mit einer neuen Nachbarschaft und bedachter Architektur. Von dort Richtung Little Venice mit einem Stopp bei den Camden Markets spazieren, ist übrigens auch ein guter Tipp.
Bleiben wir beim Spazieren - was machen Sie in Ihrer Freizeit? Wie sah Ihr letzter freier Tag aus?
Ich besuche die unzähligen Märkte Londons. Ich bin ein Hamsterer und sammle Kunstobjekte, wo immer es auch geht – etwa am Broadway Market mit einem Zwischenstopp bei Donlon Books. Wo ich an freien Tagen auch gerne bin, sind die Lasco Salvage Yards in Vauxhall gleich gegenüber der Brücke von Pimlico – übrigens ein architektonischer Vergnügungspark. Hier bekommt man alles – von Teilen einer alten Kirche, ganzen Pub-Einrichtungen über alte Apotheker-Gläser bis zu Türgriffen jeglicher Art.
Wohin zieht es Sie, wenn Sie total entspannen wollen?
Wenn es das Wetter zulässt, zu den Ruinen von Saint Dunstan. Eine magische Hochzeit aus Ruinen des 13. Jahrhunderts und ikonischen, wiedererrichteten Türmen von Architekt Christopher Wren. Ein Garten umrahmt den Ort nun ganz in Grün entlang der passend benannten Idol Lane.
Entspannt in den Partyabend - wohin geht es?
In die Box in Soho (der Club hat auch eine Schwester in New York) mit seinem starken Vibe des Rotlicht-Sohos. Es ist so eine Art Kabarett trifft Burlesque trifft Club und auch ein Favorit von Prinz Harry.
Wo kaufen Sie sich dafür schicke Klamotten?
Liberty ist der beste Freund des Mannes. Ein Keller, durch den man einfach durchfindet, mit einer gut sortierten Auswahl an Basics und Prunkstücken (Regent Street). Ich bin auch ein Fan von Trunk Clothiers in der Chiltern Street, gleich daneben ist das Monocle Magazines-Café (18 Chiltern Street).
Verraten Sie uns noch etwas ganz Neues aus London!
Die White Cube Gallery in der Bermondsey Street ist ein großartiger Ausstellungsraum mit schrägen Ausstellungen. Die Bermondsey auch eine coole Straße, um einfach zu flanieren. Hat großartige Gastro-Stopps entlang des Weges, etwa das Retro-Café Bermondsey Coffee, eines der besten Kaffeehäuser der Stadt (163 Bermondsey Street).
... und zum Abschluss ein eben entdecktes Geheimis!
Die Wilton´s Music Hall, ein Veranstaltungsort, ist in einer alten Konzerthalle aus der Zeit von Edward VII. untergebracht. Es ist ein verstecktes Gebäude hinter der Stadt, vor dem Abbruch gerettet. Es ist es auf jeden Fall wert, hier vorbeizuschauen – für ein spezielles, intimes Erlebnis.