Insider Berlin: Christian Rasche

Eigentlich ist sowas gar nicht schwer. Man muss nur sehr genau seinen Freunden und ihren Freunden zuhören, wenn sie über das Nachtleben und vor allem über das, was fehlt, reden. Dann bedarf es der nötigen Konsequenz, ein geplantes Konzept umzusetzen und natürlich der Einsicht an der einen oder andern Stelle ein wenig nachzujustieren.

Haha. Die Tanzfläche ist sicher ein Faktor, aber Tanzflächen haben viele Läden und sind damit nicht gleich "Abschleppschuppen". Ich würde uns gar nicht so bezeichnen. Das klingt abschreckend und ich habe eher immer das Gegenteil gehört, vor allem von unsern weiblichen Gästen. Die sind eigentlich immer positiv überrascht, dass es in einem derart vollen und engen Laden trotzdem höflich zugeht.

Unbedingt ums Eck ins Pantry (Friedrichstr. 120). Mein absoluter Favorit in unmittelbarer Umgebung. Gänzlich unprätentiös, tolles Interieur, Hammer-Küche. Schräg gegenüber dann das Anna Hirsch (Torstr. 221). Die beiden Inhaber sind wirklich nett und der Laden hat was.
Für die Heavy-Meat-Junkies gibts ein paar Meter weiter das Chicago Williams BBQ (Hannoversche Str. 2). Die Jungs sind im positiven Sinn völlig crazy, können aber auch was. What else... Asiatisch im DuDu (Torstr. 134), Pizza im Papa Pane (Ackerstr. 23) und mit "Pfiff", wie es meine Großmutter sagen würde, im Lokal auf der Linienstraße 160.
Fast hätte ich eines vergessen. Oh Mann. Was hatte ich da zuletzt ein paar Mal Spaß. So richtig. Ein Muss, ein unbedingtes Muss: die Cordobar (Große Hamburger Str. 32) in Mitte. Hammer-Wein, sensationelle Typen und eine Küche zum Finger ablecken. Hin da!

Bei mir zu Hause. Ganz ehrlich, wenn es in meinem Alter überhaupt noch zu so etwas kommt, dann möchte ich mich am Tag danach niemanden zumuten. Dann gibt‘s Brathering mit Bratkartoffeln und einer großen Spezi bei mir zu Hause.

Ich hatte eine derartige Frage nahezu befürchtet und ich kann sie euch nicht beantworten. In Berlin geht alles so schnell und der Zirkus wandert wöchentlich von Kiez zu Kiez. Vor ein paar Wochen bekamen wir nachts um 00.30 einen Anruf einer "geheimen" Partyreihe. Denen hatten die Polizei um Mitternacht die Party dichtgemacht und nun waren 150 Gäste auf einem Mittwoch mal so richtig gut drauf und wollten weitermachen. Die standen dann geschlossen um ein Uhr früh inklusive DJ und zusätzlichem Performance Artist bei uns im Laden und es ging richtig, richtig lange. So etwas passiert hier in Berlin fast jeden Tag. In Neukölln, Ecken von Kreuzberg und Friedrichshain ist die Dynamik aktuell wahrscheinlich etwas ausgeprägter als in Mitte. Ich kann jedem nur empfehlen, viel unterwegs zu sein und mit anderen zu sprechen. Geheime Locations bleiben in Berlin und im Zeitalter von Social Media nicht lange wirklich geheim.

In Neukölln und Kreuzberg geht immer was. Stark im kommen ist der Wedding und ich bin ja fest davon überzeugt, dass der Westen auch wieder auferstehen wird. Vielleicht nicht von jetzt auf gleich, aber es gibt ganz deutliche Anzeichen. Nun müssen sich noch ein paar Gastronomen finden, die ein wenig Mut haben, um mal was anders zu machen als bisher im Westen und dann geht‘s ab.

Im Sommer in unserm kleinen Sommerhaus unweit vom Schwielowsee. Das ist unser Retreat. Hier komme ich runter und kann den Mitte-Trubel völlig hinter mir lassen. Im Frühjahr und Herbst fahren wir auch gerne an den Wochenenden auch mal ein paar Stunden nach Süden und besuchen Winzer für mein Projekt 40wines.com. Dann wird viel geplauscht und vor allem Wein probiert. Im Winter sind wir wie alle gerne heimelig und kochen oder backen mit den Kids.

Ich bin sicher nicht der erste Club-/Barbetreiber der irgendwann für sich feststellt, dass Nebelanlage und Longdrink nicht immer die beste Kombination sind, wenn man am nächsten Tag noch was von seinen Kindern haben will. Zudem hatte ich schon seit Jahren eine große Leidenschaft für Wein. Dann hat es mich oft wirklich geärgert, dass ich viel zu oft miesen Wein trinken musste. Bei Freunden und auch in der Gastro. Die Freunde sagten dann oft, dass sie ob der Vielfalt im Markt schlichtweg total überfordert sind und keiner mehr weiß, was er wann, wo und wozu kaufen soll.

Wir bieten nur 40 Weine an. Die passen sich der Saison an. Der Focus auf "weniger ist mehr" ist wichtig. Nächster Punkt ist der Preis. Unsere Weine kosten zwischen 5 und maximal 20 Euro. Wir wollen Weine an Leute verkaufen, die Bock haben auf Wein, aber weder Sammler sind, noch richtige Freaks oder Luxus-Trinker. Wir wissen, dass es in diesem Preissegment richtig, richtig gute Weine gibt. Um die zu finden, fahren wir auf große Messen nach Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien sowie zu zig Winzern auf die Weingüter. Keiner soll überfordert sein oder genervt vom Typus Oberstudienrat, der einem irgendwelche Alt-Herrenweine aufdrehen will. Unser Slogan ist "So einfach geht Wein!" Ein Kollege aus der Cordobar hat die Tage etwas Tolles auf die Frage, welche Weine er so verkauft, geantwortet. Es hätte von uns kommen können: Der Wein muss schmecken und der Winzer darf kein Arschloch sein! Wir haben Bock auf Wein, aber wollen das Drumherum lockerer und zeitgemäßer gestalten. Zur Zeit suchen wir nach einer neuen Location und basteln an einem Webshop. Die neue Bude wird dann eine Mischung aus Shop und Weinbar. Ist wieder so eine Idee. Es muss ja weitergehen ...

Wie gesagt, unbedingt Cordobar (Große Hamburger Str. 32), oder OttoRink (Dresdener Str. 124) in Kreuzberg. Im 40wines Shop. Follow us on facebook!! Im Bravo (Torstraße 230) haben wir einen wirklich guten Grauburgunder in der Literflasche von Matthias Gaul. Kenne wenige Bars, mit einem so guten Wein.