Barbara Dechant
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Insider Berlin: Barbara Dechant

In Berlin leitet Barbara Dechant gemeinsam mit Anja Schulze das Buchstabenmuseum. Zur Vienna Design Week spricht sie im Wien Museum über Typografie und Stadt.

von unseren Korrespondenten
22. September, 2016

Das Buchstabenmuseum erzählt die Geschichte Berlins aus einer ganz besonderen Perspektive. Wie hat sich das Schriftbild im Laufe der Zeit verändert?

Beschriftungen und Logos werden immer globaler, da gibt es eine klare Entwicklung. Die individuellen Schriftzüge weichen den internationalen Lettern. Früher stand z. B. über dem Obst-/Gemüseladen eben "Obst und Gemüse". Später wurde daraus der Nachname der Besitzer und heute steht der Name des Konzerns oder der Kette über den Türen. Das ist nicht nur in Berlin so, sondern überall. Hier beobachtet man allerdings auch die Entwicklung zu "einem" Berlin, der ehemalige Ost- und Westteil werden durch die einheitliche Beschriftung an den Fassaden gleich gemacht. Die Stadtzentren werden immer ähnlicher und verlieren ihre Individualität und Persönlichkeit.

Welche aktuellen Trends nehmen Sie wahr?

Aktuell erkennt man wieder ein Revival von Handschriften und aufwendigen, alten Druckverfahren wie Letterpress. Vor allem viel junge Leute begeistern sich für dieses Handwerk. Im Gegensatz dazu sieht man gerade hier in Berlin sehr außergewöhnliche Farbdrucke mit komplexen Veredelungen. Beide dieser Trends sind sehr auffällig und das braucht man heutzutage sicherlich, wenn man zwischen all den vielen Standards herausstechen will.

Ein Spaziergang durch Berlin, auf welche Schriftzüge werfen Sie gerne einen längeren Blick?

Ich lebe bereits seit über 15 Jahren in Berlin und beobachte die besonders herausragenden Schriftzüge regelmäßig. Denn, wenn diese nicht mehr gebraucht werden, sollen sie zu uns ins Museum wandern. Der legendäre Schriftzug "Der Tagesspiegel" ist so ein Beispiel. Jahrelang prangte er am Dach des Redaktionsgebäudes in der Potsdamer Straße. Nach dem Umzug der Zeitung verlor er an Funktion und wir sind aktiv geworden. Es hat über zwei Jahre gedauert, bis der Tagesspiegel bei uns sein neues Zuhause gefunden hat.

Ehemaliges Tagesspiegel-Gebäude
Potsdamer Straße 77–87

Lassen Sie uns über gedruckte Schrift sprechen: Wo haben Sie Ihr letztes Buch erstanden?

Mein letztes Buch "Hallo ich bin Erik", ein Buch über das Leben von Erik Spiekermann, habe ich bei der Buchpräsentation erstanden – im Gestalten Space in Mitte. Ich kaufe meine Bücher an den unterschiedlichsten Orten, ich versuche regelmäßig, alle Buchläden zu besuchen, um auf dem letzten Stand zu sein.

Gestalten Space
Sophienstraße 21

Wenn es einmal nicht Schrift ist: Welche Galerien schätzen Sie?

Ganz Berlin ist eine Galerie! Neben den klassischen in Mitte oder den Neuen in Wedding und Kreuzkölln besuche ich aber vor allem gerne Ausstellungen, die einmalig und an den ungewöhnlichsten Orten stattfinden. Berlin verbirgt diesbezüglich immer noch viele, großartige Überraschungen. Neben der Kunst finde ich nämlich die Architektur und Räume oft viel bemerkenswerter.

Galerien Berlin-Mitte
Auguststraße

Wo haben Sie letztens ein köstliches Abendessen genossen?

Ich probiere gerne alles aus, gehe mit Freunden oft in neue Lokale. Doch am liebsten habe ich die asiatische, leichte Küche, deshalb versuche ich so oft wie möglich, in den Preußenpark zu fahren, denn dort trifft man am Wochenende die Berliner Thai-Community, die auf mitgebrachten Decken und Küchenutensilien ihre frisch zubereiteten Gerichte anbieten.

Thaiwiese im Preußenpark
Kamenzer Damm 34

Gibt es eine Bar, in der Sie gerne Freunde treffen?

Ja, ich habe eine kleine Stammbar in Mitte, direkt zwischen dem ganzen Mitte-Hippness-Trubel, in einer Seitenstraße, wo auch die Abendsonne noch vorbeikommt. Ich verrate nicht, wie sie heißt, aber sie liegt gegenüber eines kleinen Friedhofs.

Berlin ist umringt von Grün. Wohin zieht es Sie an einem freien Tag?

Zum Glück gibt es auch direkt in Berlin so viel Grün, da muss man nicht weit fahren. Aber seit einiger Zeit fahre ich wieder gerne nach Potsdam, das hat so etwas Provinzielles und Großstädtisches gleichzeitig.

Potsdam
Alter Markt

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