Dreimäderlhaus: Wo das Frühstück Seele hat

Das kleine Boutique-Hotel versprüht vom ersten Moment an Charme. Nicht zuletzt wegen seiner Besitzer, die es mir ganz viel Liebe Gast führen. Mike und Simone haben das Haus 1998 von Simones Eltern übernommen. Früher wurde hier abends Schnitzel serviert, heute gibt es Feigen-, Kürbis- oder Lauch-Aufstrich und Simones eingelegtes Gartengemüse. „Irgendwann haben wir gemerkt, dass uns das alte Konzept nicht mehr entspricht“, erzählt Mike. „Wir wollten etwas machen, das zu unserer eigenen Lebensweise passt.“

Als Simone, eine gelernte Hotelfachfrau, einmal ein krankes Huhn selbst erlösen muss, lautet der neue Plan: „Ab jetzt nur noch vegan!“ Für dich als Gast haben die beiden ihr Frühstücksangebot jedoch auf vegetarisch-vegan erweitert. Mike kümmert sich um die Abläufe im Haus, während Simone den 600 Quadratmeter großen Garten pflegt – ein Paradies aus Beeten, Rosen und Bäumen. Alles, was rund ums Haus wächst, landet frisch auf dem Tisch: Erdbeeren neben Knoblauch (weil sie sich gegenseitig guttun), Tomaten, Zucchini, Kräuter, Äpfel und Birnen. „Wir haben gelernt, jede Komponente unserer Lebensmittel zu verwerten“, sagt Mike. Selbst die Wolle der eigenen Schafe dient mit ihren Mineralstoffen im Beet als Dünger: „Das ist Permakultur im Alltag, und das schmeckt man auch.“

Im Frühling, Sommer und im milden Herbst genießt du das Frühstück auf der Sonnenterrasse mit Blick auf den Weißensee – vegan ist hier nicht nur das Buffet, sondern auch der See: klares Wasser, sattes Grün. Dass ein gesunder Lebensstil nicht Verzicht bedeutet, merkt man spätestens beim ersten Bissen in Mikes veganen „Obazdn“. Daneben konkurrieren Dattel-Lauch-Aufstrich, Tomaten-Paprika-Dip, Kürbisaufstrich und Tofu-Eiersalat um den Titel Brotbelag des Tages. Ach ja, das Brot: es kommt vom Bäcker ums Eck und trägt charmante Namen wie „King Kürbis“ oder „Macho-Stange“. Außen knusprig, innen weich – und mit einem „Spicy Topping“ aus Knoblauch, Mais und Gewürzen. (Okay, der Knoblauch könnte die „Macho-Stange“ ihr Image kosten, schmeckt aber gut.)

Auf der Frühstückskarte von Simone und Mike steht immer, was die Natur gerade zu bieten hat. Das ist ihr oberstes Prinzip. „Wir machen auch unsere Marmeladen selbst“, erzählt Mike. Die sind so beliebt, dass du etwas Glück brauchst, um ein Glas mit nach Hause zu nehmen. In den letzten zwei Jahren haben die beiden aber 40 neue Obstbäume gepflanzt. Sind die Früchte erst einmal reif, zaubert Simone daraus Chutneys, Säfte oder Apfelessig aus den Schalen – alles hausgemacht, nichts geht hier verloren. Was die beiden nicht selbst erzeugen, kommt aus der Nachbarschaft: Käse aus Pfronten, Milch von acht Bauern aus Weizern, wo Kühe selbstverständlich mit frischem Heu gefüttert werden.

Nur 13 Zimmer hat das Boutique-Hotel, von denen jedes anders, aber immer mit Liebe gestaltet ist. Von den drei Seezimmern führen wenige Stufen direkt hinunter zur Liegewiese am Wasser – vom Frühstückstisch ins kühle Nass zu springen, kann man hier also wortwörtlich nehmen. Dazu findest du hier ganz viel Ruhe. Im Herbst und Winter wird es noch stiller, aber nie ganz leer. Dann kommen Gäste, die wandern, saunieren oder einfach abschalten wollen. Denn im Dreimäderlhaus spürt man, was man gerne vergisst: wie gut sich das Leben im Einklang mit der Natur anfühlt.