Thailand

Thailand: Die Kraft des Handwerks

Traditionelles Handwerk hat in Thailand einen hohen Stellenwert. Handwerker/innen bewahren die Kunst des Webens, Holzschnitzens, Keramikmalens oder Instrumentenbaus. Gleichzeitig erhält das Kunsthandwerk lokale Gemeinschaften und hilft ihnen beim Aufbau, etwa nach so großen Katastrophen wie dem Tsunami 2004. Drei Vorzeigeprojekte.

Webtradition erhalten

Die Chanthaboon-Matte zählt in der Provinz Chanthaburi im Osten Thailands zu den bekanntesten, lokal hergestellten Produkten. Die Matten werden in Thailand gerne als Sitzunterlage genutzt – als Souvenir sind sie fast ein Muss.

Für die Produktion kommen die Dorfbewohner in ihrer Freizeit – meist nach der Reisernte – in das Ban Samet Ngam Chanthaboon Mat Handicraft Center in Bang Samet Ngam, rund sieben Kilometer vom Chanthaburi-Stadtzentrum entfernt. Die Fertigung einer Matte dauert von der Ernte des Schilfrohrs bis zum Endprodukt bis zu zehn Tage. Innerhalb eines Tages werden im Schnitt zwei Matten in bunten Farben gewebt – an einer Matte arbeiten je zwei Personen. Jurairat Sappasok ist eine der Weberinnen der Chanthaboon-Matte. Man kann sie unter anderem mit der auf Community-Tourismus spezialisierten Reiseagentur Chantabuhri CBT Travel besuchen.

Dorfleben miterleben

Ban Talae Nok ist ein kleines Dorf in der Provinz Ranong im Süden Thailands an der Andamanensee. Die Menschen leben hier nahe des Ngao Waterfall-Nationalparks vom Fischen oder ihren Kühen, Ziegen und Hühnern. Sie decken ihre Häuser mit Palmblättern, fertigen ihre Körbe selbst aus Pandanblättern und betrieben bis vor ein paar Jahren noch Tauschhandel mit ihren Nachbarn. Der Tsunami 2004 zerstörte das halbe Dorf und forderte 46 Opfer.

Nach der Katastrophe beschlossen die Einwohner/innen von Ban Talae Nok ihre ursprüngliche Lebensart mit Reisenden zu teilen und gleichzeitig damit ihre Kultur zu erhalten. Sie entwickelten ein Programm mit Gastfamilien, bei dem sie nicht nur Unterkunft geben, sondern auch aktiv ihre lokale Kunst des Batikfärbens und Dachdeckens, Seifensiedens, traditionellen Kochens und Fischens weitergeben. Sie führen auch durch ihre Umgebung – den Mangrovenwald, die kleinen Lagunen, den zehn Kilometer langen Sandstrand –, die sie aktiv erhalten. Der Eco Tourism Club von Ban Talae Nok erhielt 2008 den silbernen Kinnaree-Award des thailändischen Fremdenverkehrsamtes für eine außergewöhnliche Performance als beste Ökotourismusattraktion.

© Andaman Discoveries
© Andaman Discoveries

Zukunft geben

Das Saori Training Centre in Bang Muang in der Provinz Phang-Nga ebenfalls im südlichen Thailand wurde für Opfer des Tsunamis 2004 gegründet. Der japanische Mönch Mitsuo Gavesako, Gründer der Maya Gotami Foundation, rief das Zentrum für diese japanische Webkunst ins Leben, um Menschen Hoffnung, Therapiebeschäftigung und Arbeit zu geben. Das Wort „Saori“ beschreibt den tieferen Sinn hinter der Tätigkeit– „sa“ bedeutet soviel wie „alles hat seine eigene Würde“, „ori“ steht für „weben“. Die Webstühle für Saori-Weberei sind etwas kleiner als typisch thailändische Webstühle, der Kreativität im Muster sind keine Grenzen gesetzt. Aus den Stoffen entstehen Taschen, kleine Accessoires oder Körbe. Das Weben hilft den Menschen in der Region, die drastischen Erlebnisse des Tsunamis 2004 zu verarbeiten. Sie geben ihr Wissen um die Webkunst auch in Workshops an Besucher/innen weiter.

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