Bild: Lauren Spencer King lebt und arbeitet in LA. Besonders der Lichtstimmung der Stadt misst die Künstlerin hohe Bedeutung bei.
Los Angeles
Insider LA: Lauren Spencer King
Die Künstlerin Lauren Spencer King lebt und arbeitet in LA. Die einzigartigen Sonnenuntergänge, die Architektur der 60er-Jahre sowie die Luftfahrtindustrie der Stadt beeinflussen sie.
Lauren Spencer King lebt und arbeitet in LA. Besonders der Lichtstimmung der Stadt misst die Künstlerin hohe Bedeutung bei.
Sie leben als Künstlerin in LA. Wie beeinflusst Sie die Stadt? Welchem Wandel ist sie unterworfen?
Weil aus LA immer so interessante Kunst kam, hatte ich lange Zeit den Eindruck, es gäbe hier eine Art Lizenz für die Freiheit der Kunst, die in anderen Städten fehlt. Im Gegensatz zu New York, Paris und weiteren europäischen Städten hat LA nicht das gesamte kunstgeschichtliche Erbe im Nacken und ist dadurch ungebundener. Dafür sind es die Film- und Luftfahrtindustrie in der Stadt, die ihre Einflüsse auf die Kunst geltend machen. Hier hat man die Möglichkeit, auf Techniken und Technologien zuzugreifen, die anderswo unerreichbar scheinen. Und, natürlich ist auch das Licht in Southern California sehr spezifisch und beeinflusst – bewusst oder nicht – die Kunst. Auch rückblickend auf die 1960er- und 1970er-Jahre und die Arbeiten von Peter Alexander, Larry Bell, Robert Irwin, Mary Corse, DeWain Valentine und anderen merkt man, dass diese Kunst so nur hier entstehen konnte. Ich liebe Kunst aus LA und ich liebe ihre spezifische Verbindung zu dem Ort, an dem sie entstanden ist. Betont werden muss auch, dass die Studioplätze hier weitaus billiger sind als in NYC. Viele Künstler und Galerien übersiedeln von der Ostküste nach LA. Das bringt enorme Veränderungen mit sich und beeinflusst ebenfalls die Kunst.
Welche Eröffnungen haben Sie kürzlich begeistert?
Zuletzt sah ich Mary Wetherfords Ausstellung. Irre gut! Auch noch nicht so lange her besuchte ich eine tolle Ausstellung von Isabelle Cornaro und Math Bass. Und um drei Ausstellungen zu nennen, die mich im letzten Jahr beeindruckt haben und über die ich noch immer nachdenke: Sharon Lockhart und Noa Eshkol, „12 Paintings by Laura Owens“ und „Requiem For The Sun: The Art of Mono:Ha“ bei Blum & Poe.
Welche Galerien und Art Spaces wecken Ihr Interesse?
Ich liebe die Dauerausstellung im Lacma (5905 Wilshire Blvd) sowie das Norton Simon. Was Galerien betrifft, besuche ich oft und gerne Blum & Poe, Richard Telles (7380 Beverly Blvd), Marc Foxx (6150 Wilshire Boulevard), Acme (6150 Wilshire Blvd), Overduin and Co (6693 Sunset Blvd), David Kordansky (Unit A, 3143 S La Cienega Blvd) sowie Hannah Hoffman (1010 N Highland Ave).
Und welche Künstler schätzen Sie?
Kim Fisher, Dave Muller, Elad Lassry, Leslie Vance, Patrick Hill, Tom Allen, Helen Pashgian, Lisa Williamson, Matt Paweski, Rebecca Morris und Emily Halpern.
Sie halten auch Meditations- und Zeichen-Workshops. Wo halten Sie Ihre Workshops ab?
Einmal die Woche unterrichte ich eine Klasse bei Yogala. Das ist ein sehr nettes und kleines Yoga-Studio in meiner Nachbarschaft. Vierteljährlich halte ich einen Kurs an meinem Lieblingsort des Griffith Parks, Cedar Grove. Wir beginnen mit einer Wanderung zum Hain, meditieren und wandern wieder retour. Manchmal gebe ich auch Zeichenklassen im Freien. Momentan entwickle ich eine Kunstklasse für Kinder zu abstraktem Expressionismus.
Was sind Ihre liebsten Buchläden?
Bei Book Stand finde ich immer nette Bücher. Das ist ein bedacht kuratierter Online-Kunst-Buchladen, den meine liebe Freundin Claire Cottrell betreibt. Ihr gelingt es immer wieder, ganz spezielle Bücher ins Sortiment zu holen. Außerdem berät Claire auch andere Läden in LA. Mein liebster Laden zum Hingehen ist Arcana. Das Sortiment ist toll. Für mich suchen sie auch immer nach raren und seltenen Druckbüchern. Wenn ich etwas Wissenschaftlicheres will, gehe ich in den Laden der Philosophical Research Society (3910 Los Feliz Blvd). Auch die Bibliothek dort ist großartig!
Wo hören Sie gerne Musik?
Entspricht es zu sehr dem LA-Klischee, wenn ich „im Auto“ antworte? In LA nimmt Autofahren sehr viel Zeit ein und ich nutze sie gerne, um Musik zu hören. Außerdem kann ich im Auto lauthals mitsingen. Ich liebe die Morgensendung auf Kcrw Radio. Neue Musik entdecke ich auch von meinen Freunden Ann Faison und Dave Müller, beide sind ebenfalls Künstler. Dave hat ein ungeheures Musikwissen. Jüngst habe ich dank ihnen Juliana Barwick entdeckt.
Ich liebe es außerdem, in die LA Philharmonic zu gehen.
Gibt es ein Restaurant, das Sie besonders schätzen?
Axe in Venice ist mein „Forever Favorite“. Besonders dann, wenn ich im Garten sitzen kann. Egal ob zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen.
Wo gehen Sie mit Ihrem wunderschönen Hund spazieren?
Gerne spaziere ich mit Ava im Griffith Park oder rund um mein Haus. Die Hügel am Silver Lake sind auch sehr nett. Ich trage immer eine kleine Schere mit mir, um Blumen in der Natur abzuschneiden, die ich dann neben mein Bett stelle. Manchmal da spechtle ich auch ein wenig in die Häuser der Nachbarn und im Sommer liebe ich es, spätnachts zu spazieren.
Apropos Nacht. Wo lassen sich die letzten Sonnenstrahlen am schönsten genießen?
Es gibt Phasen, in denen ich jeden Abend hoch zum Observatorium gehe, um den Sonnenuntergang zu sehen. Oder mich zieht’s in den Barnsdall Park, um das pinke Licht auf Frank Lloyd Wrights Hollyhock House zu beobachten. Eigentlich kann man in LA von überall aus den tollen Sonnenuntergang sehen.
Wo frühstücken Sie gerne?
In meiner Küche! Frühstück ist mein Lieblingsessen und ich liebe es, es zuzubereiten: Spiegelei mit Toast, Kohl und Harrisa, einer arabischen Chilipaste. Dazu grünen Tee oder selbstgemachte Mandelmilch. Zieht es mich morgens nach draußen, so nach Sqirl, um Freunde zu treffen. Manchmal gehe ich auch zu Trails im Griffith Park (2333 Fern Dell Dr), um zu schreiben oder für einen Vormittagssnack.
Sie haben vom Licht in LA gesprochen. Welche Orte verzaubern Sie mit ihrer Aura?
Cedar Grove im Griffith Park. Der Wald hat etwas Altertümliches. Außerdem die Edelstein- und Mineralien-Abteilung im Natural History Museum, der Japanische Pavillon im Lacma. Dort ist es einmal mehr die besondere Lichtstimmung, die mich fasziniert. Auch die Luft fühlt sich dort ganz besonders an. Die Gemischtwarenhandlung Anzen Hardware (309 E 1st St) in Little Tokyo beeindruckt mich ebenfalls jedes mal aufs Neue. Nicht verpassen sollte man im Übrigen die Mochis bei Fugetsu Do, direkt nebenan. Besonders sind auch die Freiluftworkshops im Innenhof von Tortoise in Venice. Ein Geheimtipp ist El Matador Beach in „Low Tide“. Dort ist man meistens alleine.
Wo zieht es Sie für einen Ausflug hin?
Joshua Tree ist einer meiner liebsten Plätze auf der ganzen Welt. Ein unglaublicher Ort, der zugleich unberührt und magisch verzaubert wirkt. Wenn ich dort bin, esse ich zuerst eine Kleinigkeit im Natural Sisters Café und wandere dann in den Park. Nichts ist so toll, wie auf den großen Felsen in der Sonne zu liegen und abends die aufkommenden Sterne zu beobachten. Einen zweiten Stopp lege ich im 29 Palms Inn ein, und am Rückweg stoppe ich bei Integratron für ein Klangbad. Oder ich fahre für einen Nachmittagsausflug hoch nach Ojai. Nach dem Mittagessen bei „Farmer and the Cook“ stoppe ich bei Bart’s Books und spaziere rund um die Foundation. Der abendliche Sonnenuntergang ist am Meditation Mount am schönsten zu beobachten.
In Ihrer Arbeit verwenden Sie oft Steine und Mineralien als Inspiration. Wo finden Sie die?
An sehr unterschiedlichen Plätzen. Manche in Läden, andere in der Natur, wieder andere habe ich geerbt. Viele erwerbe ich auch auf Edelstein- Mineral- und Fossilienmessen, die in Southern California stattfinden. Dort ist’s am besten, weil häufig die Minenarbeiter selbst ihre Funde verkaufen. Die haben alle ein großes Wissen zu ihren Steinen und sind außerdem zumeist lustig-skurrile Personen.
Das Verhältnis von LA zur Architektur lässt sich guten Gewissens als Liebschaft beschreiben. Welche Gebäude finden Sie interessant?
Da gibt es viele: The Eames Case Study #8 House (203 Chautauqua Boulevard Pacific Palisades), Griffith Observatory (2800 E Observatory Rd), The Schindler Chase House (835 N Kings Rd, West Hollywood), The Eastern Columbia Building, Fritz Haeg’s Sundown Gardens and Residence, Lacma’s Japanese Pavilion designed by Bruce Goff, Lautner’s Sheets Goldstein Residence (Angelo View Drive), das Japanese House at the Huntington Library and Botanical Garden (1151 Oxford RoadSan Marino), Nuetra’s VDL Research House (2300 Silver Lake Boulevard), Ray Kappe’s Home. Um ehrlich zu sein, reicht es, durch die Nachbarschaft zu streifen, um eine ganze Reihe interessanter Architekturen zu sehen. Im Nu begegnet man einer Collage aus Style und Geschichte. LA ist wohl der einzige Ort der Welt, an dem ein spanisches neben einem viktorianischen, neben einem mediterranen, neben einem Jahrhundertwende-, neben einem Arbeiter-, neben einem Art-déco-Haus steht. Das beeindruckt mich immer wieder!
Die Landschaft von LA – seine Architektur und Natur – haben markant Eingang in die Kunstgeschichte der Stadt gefunden. Welche konkreten Plätze inspirieren Ihre Arbeit?
Beispielsweise die Midcentury-Modellhäuser, ihre klaren Linien und minimalistischen Formen, ihre Geometrie. Der Einsatz von Raum und Glas korrespondiert sehr stark mit meinem ästhetischen Empfinden und die Dinge, über die ich nachdenke, wenn ich im Studio arbeite. Gerne beobachte ich auch die Reflexion des Lichtes in den Fenstern der Gebäude in Downtown während der unterschiedlichen Tageszeiten. Vom Morgen bis zum Abend.