Insider Venedig: Emanuele Garosci

Hoteldirektor, Ex-Rennfahrer und Venedig-Insider Emanuele Garosci über Designhotels in der Lagunenstadt, warum sein Hotel, das Palazzina Grassi, ein Privat-Club sein soll und es nicht irgendwo in Skandinavien stehen könnte. Ihre Lieblingsrestaurants in Venedig? Trattoria la Fenice, Trattoria le Carampane und Linea D’Ombra. Das Carampane war früher ein Bordell, dementsprechend erdig sind die Rezepte. Und der Drink danach? Gut ist das Ca Giustinian, eine Designbar im Biennale-Palazzo. Noch besser gefällt mir  die Skyline in Giudecca, die Dachterrasse des Hilton Molino Stucky. Der einzige Platz in Venedig, wo sie den Bellini mit echten Pfirsichen mixen. Und das Te Amo. Dort sind no tourists at all. Venedig versinkt, und Sie bauten ein Hotel in der Lagune. Warum? Weil ich der Stadt einen Kick geben will. Ich möchte helfen, diese Kreuzschifffahrt-Mentalität zu ändern. Zwanzig Millionen Touristen kommen jedes Jahr hierher, viele davon bleiben nicht einmal eine Nacht. Mit dem Palazzina Grassi will ich die Zeit der 30er-Jahre wiederauferstehen lassen, als Venedig noch ein Ziel für Langzeiturlauber war. Das Palazzina Grassi hat „nur“ 26 Zimmer, dafür aber eine 800-Quadratmeter-Maxi-Suite. Wie passt das zusammen? Erstens: Die 26 Zimmer sind für venezianische Verhältnisse übergroß. Mein kleines Hotel soll wie ein Wohnzimmer, wie ein Privat-Club sein. Zweitens: Venedig ist so international. Die Menschen wissen, dass man in Venedig internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Dafür braucht man außergewöhnliche Räume. So einen haben wir geschaffen. Sie haben Philippe Starck für das Design engagiert. Warum ihn, der ja in letzter Zeit inflationär viele Hotels gestaltet? Weil Philippe Venedig kennt. Er besitzt Wohnungen hier, hat viel über die Stadt geschrieben, auch das Logo der Stadt überarbeitet. Philippe kennt den Rhythmus und die Energie der Stadt. Er versteht die Seele Venedigs. Er hat was Einzigartiges daraus gemacht: Du kommst nach Venedig und wohnst im Hotel wie ein Venezianer. Was wir vermeiden wollten, ist ein Hotel, das auch irgendwo in Skandinavien stehen könnte. Ihr Lebensmotto? Wenn du keine Leidenschaft für etwas spürst, dann lass es.